Elena Ferrante: Die Abenddämmerung geht zu Ende

Buchumschlag (Ausschnitt), gezeichnet von Emiliano Ponzi
Der vierte und letzte Teil: Die Geschichte des verlorenen Kindes

Angeblich wird unter Frauen eifrig diskutiert, ob sie wie Lila sind, also wütend, wild, ein Unruhegeist, der magnetisch anzieht. Oder eher wie Elena – zögerlicher, berechnend.

Eine Million Exemplare wurden bisher verkauft, und die Literaturkritikerin der Zeitung Le Figaro meint, der einzige Makel des abschließenden vierten Buches sei, dass Elena Ferrante damit ihre neapolitanische Saga zu einem Ende bringt.

Sogar vom Nobelpreis für die klugerweise anonym bleibende italienische Schriftstellerin war schon die Rede, einerseits ... während andere bis zuletzt darauf gewartet haben, dass es "bumm" macht.

Dass es mehr in den schlicht und humorlos geschriebenen Frauenporträts zu erkennen gibt. Wobei 2000 dramaturgisch perfekte Seiten über den Spagat zwischen süditalienischem "Mamma-Sein" und Karriere bzw. Freundschaft und Rivalität sowieso eine Leistung sind. Muss doch nicht die Schwedische Akademie bemüht werden.

60 Jahre

Nach "Meine geniale Freundin" und "Die Geschichte eines neuen Namens" und "Die Geschichte der getrennten Wege" fehlen noch 30 Jahre mit Schwangerschaften, bevor langsam die Abenddämmerung einbricht, und auch sie geht diesmal zu Ende.

Insgesamt sechs Jahrzehnte war man mit den beiden Frauen zusammen. Lesen als Triathlon – nein, Quadrathlon. Elena, die Studierte, ist nach Neapel zurückgekehrt, Nino betrügt alle, Lila ist fort, Puppen aus der Kindheit sind wieder da, und man lernt: "Die Leute müssen tun, wonach ihnen ist, sonst werden sie krank."

Elena und Lila sind eine Person, und Ferrante ist diese Person ... man braucht folglich nicht mehr zu diskutieren, wem man ähnlicher ist.

Im Juni erscheint auf Deutsch das Buch über ihr "geschriebenes Leben" – "Frantumaglia" (= Durcheinander).

Elena Ferrante:

"Die Geschichte des verlorenen Kindes"

Übersetzt von Karin Krieger. Suhrkamp. 614 Seiten. 25,70 Euro.

Hörbuch, gelesen von Eva Mattes, um 28,10 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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