Vom Frieden am Ende der Liebe

Guy Garvey: Der Elbow-Sänger ließ sich von New York inspirieren
Elbow stellen Freitag ihre neue CD in der ausverkauften Wiener Arena vor.

Vor etwas mehr als einem Jahr war sich Elbow-Sänger Guy Garvey sicher: Ich weiß, wer ich bin, was ich will, und wie mein Leben weitergeht. Doch ein paar Monate später fand er sich in New York wieder, wollte Songs schreiben und brütete über die Frage: "Was will ich vom Rest meines Lebens?"

Der Auslöser: Die Trennung von seiner langjährigen Partnerin, der britischen Autorin Emma Jane Unsworth. Sowohl die Trennung, als auch der Big Apple haben das neue Elbow-Album "The Take Off And Landing Of Everything" entscheidend geprägt.

"Die Platte ist eine Feier vieler Dinge", erzählt der 40-Jährige im Interview mit dem KURIER. "Hauptsächlich aber der Dauer und des Endes dieser Beziehung. Denn ich finde, das Ende einer Liebe kann genauso befriedigend sein, wie der Beginn – weil man dann wieder Frieden miteinander schließen kann."

Deshalb ist der sanfte Alternative-Rock von Elbow – mit verträumten Keyboard-Sequenzen und Garveys an Peter Gabriel erinnernden Gesang – auf dem neuen Album von einer Melancholie geprägt, der auch eine gewisse Leichtigkeit innewohnt. Die, sagt der Brite, komme auch daher, dass ihm New York Freiheit vermittle.

Koexistenz

"Ich bin nach der Trennung dorthin, um Abstand zu gewinnen. Ich liebe die Einstellung der New Yorker, die Lebensart und die Architektur. Aber am meisten, dass dort jede Art von Rasse und Klasse vertreten ist. Und nicht nur vertreten – vielmehr führen dort alle eine friedliche Koexistenz. Deshalb fühlt es sich dort die ganze Zeit so an, als ob gleich jemand um die Ecke kommt, der die Welt verändern wird."

Getroffen hat Garvey, der immer auch Sozialkritik und Anleihen aus Filmen und der Literatur in seine komplexen Texte packt, den oder die zwar noch nicht. Dafür aber einen völlig betrunkenen Willem Dafoe. "Ich bin um sechs Uhr früh aufgewacht, hab mir ein Taxi geschnappt und gesagt, für 20 Dollar in Richtung Downtown. Als die Sonne aufging, kam ich im Village an. Das Erste, was ich sah, war der torkelnde Dafoe, der mir gewunken hat. Das Zweite: Eine Demonstration der Gewerkschaft gegen die Entlassung einer schwangeren Frau. Das – und alles dazwischen – ist in New York möglich. Und das ist ungeheuer inspirierend."

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