Einmal Apache, immer Apache: "Winnetou" Pierre Brice ist tot

Einmal Apache, immer Apache: "Winnetou" Pierre Brice ist tot
Der Franzose, als edler Apachenhäuptling der Begleiter von Generationen, starb im Alter von 86 Jahren.

Lange Zeit war er der wohl berühmteste Deutsche mit Migrationshintergrund: Winnetou. Wie der Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit überzeugend darlegte, war der edle Apache als Kämpfer für das Gute eine Identifikationsfigur, dem das gebeutelte Deutschland der Nachkriegszeit nur zu gern Asyl gewährte.

Als die Indianerromane von Karl May ab 1962 verfilmt wurden, wurde auch Pierre Brice vorbildlich in die deutschsprachige Gesellschaft integriert – wiewohl der 1929 als Pierre Louis Le Bris als Spross einer Adelsfamilie in Brest geborene Schauspieler stets Franzose blieb. Auch eine Ehrenbürgerschaft in der „No Name City“ in Wöllersdorf/NÖ oder im deutschen Amberg/Oberpfalz, dem Herkunftsort seiner Frau Hella, änderten daran nichts.

Kein Alain Delon

Doch blieb Brice der Durchbruch in seiner Heimat Frankreich stets verwehrt: Nach seinem Militärdienst, der ihn u. a. nach Algerien und Indochina (heute Vietnam) führte, spielte er in den 1950ern in Tschechow- und Tolstoi-Stücken und wirkte in Filmen wie „Le miroir á deux faces“ von Regisseur André Cayatte (1958) mit. Gegen andere Jungstars wie Jean-Paul-Belmondo und Alain Delon konnte Brice sich aber nicht durchsetzen. Als er bei der Berlinale 1962 dann den Produzenten Horst Wendtlandt kennenlernte, wurde er – eher zufällig – zu Winnetou.

In insgesamt elf Filmen mimte Brice den edlen Apachen – nach dem Tod des Charakters in „Winnetou III“ (1965) wurde die Figur noch für vier weitere Filme wiederbelebt. Durch die Wiederholungen, die die 1968 abgeschlossene Reihe im Fernsehen erlebte, war Brices Winnetou nahezu ewige Jugend beschieden.

Fluch und Segen

Der Schauspieler sah seine Festlegung auf den Winnetou-Charakter mal als Fluch, dann wieder als Segen: „Winnetou hat meine Karriere ruiniert“, sagte er 2009 in der Bunte; 2011 schätzte er sich im Zeit-Magazin wieder glücklich, dass er „das Medium eines Traumes für mehrere Generationen“ geworden sei.

Einen radikalen Bruch mit Winnetou hatte Brice nie versucht: Lange mimte er den Charakterbei den Karl-May-Festspielen in Espe und Bad Segeberg, 1997 nahm er für einen ZDF-Zweiteiler („Winnetous Rückkehr“) nochmals die Rolle auf. Als Darsteller in der Serie „Ein Schloss am Wörthersee“ (1991– ’92) oder „Klinik unter Palmen“ (1996) ist Brice TV-Zuschauern wohl noch in Erinnerung, die „Über-Rolle“ des Indianers legte er dadurch aber nicht ab. Allein für die Idee, in der geplanten Wiederaufnahme Winnetous Vater zu spielen, konnte Brice sich zuletzt nicht recht erwärmen.

Neben seiner Schauspieltätigkeit zeigte Brice stets auch Engagement für humanitäre Anliegen. So reiste er als UNICEF-Botschafter nach Sri Lanka, Bosnien oder Kambodscha. 2007 wurde ihm schließlich auch die größte Ehrung Frankreichs, die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion, zuteil.

In Frankreich, nahe Paris, ist Pierre Brice am Samstag an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Begraben werden soll er in Bayern, wo er mit seiner Frau zuletzt in Garmisch-Partenkirchen gelebt hatte. „Meine ewigen Jagdgründe liegen in Deutschland“, hatte er bei seinem Umzug 2014 erklärt.

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Fans der Geschichten von Winnetou und Co. dürfen bald mehr als Wiederholungen der Klassiker erwarten: RTL arbeitet an einer Neuverfilmung der ersten drei Winnetou-Episoden, die zu Weihnachten 2016 erstmals ausgestrahlt werden sollen. Tatort-Star Wotan Wilke Möhring soll darin den Old Shatterhand spielen, zur Besetzung des Winnetou wurde bisher nichts verlautbart - KURIER-Autor Dieter Chmelar hat aber Gerüchte und Vorschläge gesammelt.

Die TV-Filme sollen laut Focus.de in Kroatien gedreht werden, wo auch schon die originalen Winnetou-Streifen in den 1960ern entstanden. Vonseiten des Senders betonte man, dass das Remake keine Parodie im Stil des Kinohits „Der Schuh des Manitu“ von Bully Herbig (2001) werden solle. Dieser Film war Medienberichten zufolge auch bei Pierre Brice nicht besonders gut angekommen.

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