Einen Schatz suchen, die Gier finden
Wenn Österreich Nigeria kolonisiert hätte, würden dort heute an jeder Wegkreuzung barocke Heiligenstatuen stehen. So stellt sich das jedenfalls der aus Lagos stammende Fotograf Abraham Onoride Oghobase vor: Seine Serie von Fotomontagen hängt am Beginn der ambitionierten Ausstellung der Wiener Festwochen, die sich im Untergeschoß des Leopold Museums breit gemacht hat. Fünf weitere Werke wurden im „Performeum“ im 10. Bezirk installiert (bis 18.6.).
Alles umgekehrt
Den Blick umzukehren und den Rollentausch zwischen Kolonisatoren und Kolonisierten vorstellbar zu machen, ist das Anliegen der Ausstellung, die wie vieles bei den Festwochen einen kaum übersetzbaren Namen trägt. „Kolumbus wurde von dem entdeckt, was er fand“ heißt es jedenfalls in einem Gedicht James Baldwins, auf das sich der Titel „The Conundrum of Imagination“ bezieht.
Zu finden ist auch im Museum einiges: So lässt sich Ahmet Öğüt Besucherinnen und Besucher nach einem Objekt suchen, das gegen einen Diamanten getauscht werden kann. Bloß ist das zu findende Stück in einem Berg Kohle vergraben – wer den Schatz heben will, muss sich also schmutzig machen. Für Kurator Bonaventure Soh Bejeng Ndikung ist dies eine Paraphrase darauf, dass Ausbeutung stets in zwei Richtungen wirkt: „Wer andere dehumanisiert, dehumanisiert sich selbst“, sagt er.
Eliten als Maden
Das absurde Ausmaß, in dem vom Publikum erwartet wird, vom Teil aufs Ganze zu schließen, ist mittlerweile ein Stilmerkmal aktueller Kunst, die sich politisch gibt: Dass die Skulpturen von Naufus Ramírez-Figueroa, die an Madenschwärme erinnern, auf eine Verschwörungstheorie verweisen, die globale Eliten als Abkömmlinge einer reptiloiden Rasse begreift, ist schlicht nicht zu entschlüsseln. Eine Filmdoku über Palmöl (Filipa César) wirkt wiederum sehr knapp am Journalismus gebaut.
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