Eine Welt, in der die Dinos herrschen
Nur kurz und gelangweilt blicken die Dinosaurier zum Himmel, als der riesige Meteorit über ihren Köpfen vorbeirast. Der Meteorit nämlich, der – davon sind Wissenschaftler überzeugt – in der wirklichen Welt das Ende der Dinos bedeutet hat. Nicht so im Animationsabenteuer "Arlo & Spot": Die Pixar-Studios ("Ratatouille", "Up", "Alles steht Kopf") haben die Geschichte der Dinosaurier neu geschrieben: Ihre Auslöschung fand nicht statt.
Die eigentliche Story von "Arlo & Spot" beginnt Millionen Jahre später. Die Dinos haben sich zur dominanten Spezies auf unserem Planeten entwickelt. Die pflanzenfressenden Saurier betreiben Ackerbau, aus den fleischfressenden T-Rexen sind Viehzüchter geworden. In diesem Umfeld entwickelt sich eine Freundschaft zwischen dem überängstlichen Dinosaurier Arlo und dem wilden Menschenkind Spot, die einen Film lang gemeinsam ausziehen, um das Fürchten zu (ver-)lernen.
Alles in allem wirkt der Film simpler und weniger hintergründig als bisherige Pixar-Produktionen. Für bisher in Animationsfilmen nicht dagewesene Schaueffekte sorgen die atemberaubenden Landschaftsszenen.
Regisseur des computeranimierten Spektakels ist der US-Amerikaner Peter Sohn, der bereits bei Erfolgsfilmen wie "Ratatouille", "Die Monster Uni" und "Oben" mitgearbeitet hat.
KURIER: Die Fertigstellung hat ungewöhnlich lange gedauert. Was war der Grund dafür?
Peter Sohn: Bob Peterson, der ursprünglich bei diesem Film Regie führen sollte, hatte mit der Idee gespielt, dass der Meteor damals die Erde verfehlt hat und die Dinosaurier daher überleben konnten. 2009 fragte er mich, ob ich mit ihm gemeinsam daraus eine Geschichte entwickeln würde. Wir haben überlegt, ob und wie die Dinosaurier in Millionen von Jahren Städte gebaut und Raumschiffe erfunden haben könnten. Aber aus den vielen Ideen wurden immer mehr parallel laufende Handlungsstränge - bis dann der Einwand kam: stopp, die Geschichte muss leichter verständlich werden.
Die Landschafts-Bilder wirken besonders eindrucksvoll und auch besonders teuer. Warum war Ihnen die Darstellung der Natur so wichtig?
Besonders schwierig war es, den Fluss zu animieren! Aber die durch Stürme hochgepeitschten Wassermassen spielen für Arlos Schicksal eine wichtige metaphorische Rolle und deshalb habe ich zu unseren Technikern gesagt: Ihr müsst das irgendwie hinbekommen!
Der Film hat auch viele Elemente von klassischen Western-Filmen – mit T-Rexen, die wie Cowboys riesige Rinderherden für ihre Fleischversorgung zusammenhalten.
Das hat auch mit meiner Familiengeschichte zu tun. Für meine Eltern waren die Vereinigten Staaten zu Beginn so etwas wie eine Wildnis, aus der sie sich erst ein Leben herausschlagen mussten. Das ist ein Gefühl, das sicher viele Emigranten nachvollziehen können.
Man spürt in vielen Szenen auch den Einfluss von John Ford.
Das stimmt! Ich bin mit den Filmen von John Ford aufgewachsen, aber auch mit "Lawrence von Arabien" von David Lean und den Meisterwerken von Akira Kurosawa. Diese großen Regisseure haben gewusst, wie man Natur und Wildnis zu zentralen Protagonisten von Filmen macht und wie man große Landschaften schafft, in denen sich sogar ein Dinosaurier klein vorkommt.
In Ihrem Film begegnen Arlo und Spot auch einer Schlange, gerade als sie von den Früchten eines Baumes naschen wollen. War das ein Augenzwinkern in Richtung Bibel?
In gewissem Sinne ja. Zuerst war es Zufall, dass ich diese Idee hatte, aber Schlangen haben natürlich eine ganz eigene, biblische Bedeutung.
Und wie passt es zum Familien-Image des Disney-Studios, zu dem Pixar ja gehört, dass die beiden Freunde, als sie von den Früchten des Baumes essen, völlig high und betrunken sind?Wir wollten zeigen, dass die Natur zu allem fähig ist. Schließlich gibt es Pflanzen, die high machen, oder Früchte und Beeren, die zu gären beginnen und daher Alkohol enthalten.
Die Filmemacher von Pixar lieben es sogenannte "Ostereier" zu verstecken – kleine Hinweise auf andere Filme, wie den "Pizza Planet Truck" aus "Toy Story" und Charaktere aus künftigen Filmen. Gab es in diesem Film keine, oder habe nur ich sie nicht gesehen?
Dazu kann ich nur so viel sagen: Es kommt auch in diesem Film der "Pizza Planet Truck" vor, aber nicht in seiner üblichen Form aus Metall. Er besteht diesmal aus einem anderen Material, damit wir ihn besser in der Landschaft verstecken konnten. Sie müssen sich eben den Film so oft anschauen, bis sie ihn finden...
Von Gabriele Flossmann
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