"Eine Investition, die sich rechnet"

Dmitry Aksenov will seine "Viennacontemporary" unter die zehn wichtigsten Kunstmessen bringen
Dmitry Aksenov, Eigentümer der Kunstmesse „Viennacontemporary“, spricht über seine Ziele und Strategien.

Ich freue mich, dass Sie fragen, wie viel ich investiere, und nicht, wie viel ich ausgebe“, sagt Dmitry Aksenov. „Denn dies ist eine kulturelle Investition, die sich am Ende auszahlt.“

Seit 2012 ist der russische Immobilienmagnat führend in Österreichs größte Messe für Gegenwartskunst involviert. Mit der heurigen Neugründung unter dem Namen „Viennacontemporary“ und der Übersiedlung in die Marx Halle, wo die Messe bis Sonntag, den 27.9., stattfindet, wurde er Alleineigentümer der Betreibergesellschaft. Eine Gruppe österreichischer Sammler, die zuvor 30 Prozent hielt, hat nur mehr beratende Funktion.

Konkrete Summen will Aksenov nicht nennen, er bekennt aber, dass der Neustart Geld braucht (laut KURIER-Informationen investiert er heuer rund 1,5 Millionen € in die Veranstaltung): „Wir glauben an den Erfolg dieser Investition, und wir werden sie so lange unterstützen, wie es nötig ist, um die Messe super-erfolgreich zu machen.“

Ziel sind die „Top Ten“

"Eine Investition, die sich rechnet"
MARTINETZ Albert Mayr "Sie", 2015 Fotostativ, Perücke, Videokamera :copyright: Courtesy MARTINETZ, Cologne; Germany
Aksenov will die „Viennacontemporary“ innerhalb „einiger Jahre“ unter die Top Ten der internationalen Kunstmessen bringen: „Der September in Wien soll ein Fixtermin für jeden Sammler sein“, erklärt der 1966 geborene Unternehmer. „Die Messe ist ein einzigartiger Marktplatz für Kunst aus Russland, Zentral- und Osteuropa, die sonst keinen Zugang zu den Top-Märkten hat.“

Russische und osteuropäische Kunst sei laut Aksenov „massiv unterbewertet“ und daher eine gute Anlage, „aber das ist nicht mein zentrales Motiv“. Der Einstieg in dieMesse – damals hieß sie „Viennafair“ – sei auch davon motiviert gewesen, sein „geschäftliches Netzwerk zu erweitern“. Doch die Sache sei immer mehr zum persönlichen Anliegen geworden.

Freude an Kunst

Sein Initiationserlebnis in Sachen Kunst, sagt Aksenov, hatte er, als ihm ein Bekannter ein abstraktes Bild des litauischen Künstlers Ivars Heinrichson ins Haus hängte: „Ich verstand es nicht, aber ich sagte: Ich werde es behalten und dazulernen.“

Mittlerweile hat der Geschäftsmann, dessen Firmengruppe RDI riesige Wohn- und Geschäftsviertel im Großraum Moskau baut, mithilfe eines Kurators und eines Künstlers eine Sammlung vorrangig russischer und osteuropäischer Kunst aufgebaut. Aksenov setzt sich auch in Museen für Kunst dieser Region ein: Er ist Präsident der „russischen Freunde der Albertina“, er sitzt im Ankaufs-Beirat für russische und osteuropäische Kunst der Londoner „Tate Modern“ und unterstützt zudem noch die Salzburger Festspiele.

Mäzen mit Handbremse

Ob er auf der Messe heuer wieder Werke für die Albertina ankaufen werde? „Wir haben noch nicht darüber gesprochen“, sagt Aksenov diplomatisch. Dass der Lichtstrahl der Hoffnung, den russische Geldgeber lange für Kulturinstitutionen verkörperten, in Zeiten von Rezession, Ukraine-Krise und rückläufigem Tourismus an Kraft verloren hat, ist ihm klar. „Schwierige Zeiten minimieren vielleicht Ausgaben für Kultur, aber auf lange Sicht ändert sich das Engagement auf geschäftlicher und kultureller Seite nicht“, sagt er.

Was Geschäft, was Mäzenatentum ist, ist bei Aksenov nicht immer leicht auseinanderzuhalten. Vom Nutzen kultureller Aufwertung ist der Immobilienentwickler jedenfalls überzeugt: Durch Digitalisierung würden sich Standort-Faktoren wie die Nähe zu Arbeit, Bildung und Kultur verändern, erklärt er. „Städte und Bauprojekte stehen plötzlich in einem globalen Wettbewerb zueinander.“ In russischen Wohnbauten forcierte Aksenovs Firma zuletzt diverse Kultur-Projekte zur Attraktivitätssteigerung. Dass seine Firma einmal in den Wiener Immobilienmarkt einsteigen könnte, schließt Aksenov nicht aus. Ein konkretes Interesse am unweit der Messe-Location gelegenen „Media Quarter Marx“ dementiert er aber.

Viennacontemporary

Die Messe mit 99 Galerien aus 25 Ländern und findet bis Sonntag, den 27.9., in der Marx Halle (ehem. Rinderhalle), 1030 Wien, Karl-Farkas-Gasse 19, statt. www.viennacontemporary.at

Parallel-Veranstaltungen

Die Messe „Parallel Vienna“ (bis 27. 9., Alte Post, 1010 Wien, Dominikanerbastei 11) und das Galerien-Programm „curated by“ bieten zusätzlich käufliche Kunst.

Viennafair

Die Marke wird nach der Trennung von Aksenov & Co. vom Messekonzern Reed heuer von einem neuen Veranstalter weitergeführt: 8.–11. 10.,
Messe Wien, viennafair.at

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