Eine ideale Stadt, um k.o. zu gehen

Leonard Gardner
"Fat City" von Leonard Gardner: Neue Übersetzung für den modernen US-Klassiker über das Boxen und das unerreichbare gute Leben.

John Hustons "Fat City" (1972) mit Stacy Keach und Jeff Bridges gilt als einer der besten Hollywood-Filme über das Boxen – nein, über die Kunst der Niederlage. Sie kommt für jeden, so hart kannst du gar nicht zuschlagen, so gazellenhaft kannst du gar nicht ausweichen.

Aber man kann zumindest ohne Entsetzen vor dem Abgrund stehen. Und man kann ohne lächerlichen Protest und ohne Angst in die Tiefe fallen.

Leonard Gardner hat die Vorlage als weitblickender 36-Jähriger geschrieben. Sein Roman "Fat City" (1969) ist ein moderner amerikanischer Klassiker, der einen neuen Anstrich (= Übersetzung) bekommen hat. Das Drama spielt in Stockton, Kalifornien. Von dort stammt Gardner, von dort stammt sein Pessimismus – es scheint ein idealer Ort fürs Scheitern zu sein. Die Stadt hat heute 325.000 Einwohner und machte es vor fünf Jahren vielen von ihnen nach: Sie schlitterte in den Bankrott.

Bridges und Keach

Billy Tully (= Stacy Keach) war einmal ein Boxer auf dem Weg nach Etwas-weiter-oben. Seine Frau ließ ihn, als er Kämpfe verlor, stehen. Er begann zu trinken.

Jetzt ist er ausrangierte 29. Als Helfer bei der Zwiebel- und Nussernte bzw. beim Unkrautjäten hält er sich schlecht über Wasser.

Als Billy erneut trainiert, setzt ihm ein völliger Neuling ordentlich zu, der 18-jährige Ernie Munger (= Jeff Bridges, damals 23). Billy vermittelt ihn, Ernie hat Talent, und bald hat er auch eine gebrochene Nase. Weil seine Freundin ein Kind bekommt und er sie selbstverständlich heiratet, muss er mehr Geld verdienen. Neben seinem Job als Tankwart steht Ernie neben Billy auf den Feldern ... bei zehn Stunden Arbeit kommen acht Dollar zusammen.

Und ein Boxkampf, bei dem ihm das Gesicht zerstört wird ?

Bringt 50 Dollar, selbst wenn er gewinnt, minus Reisespesen und minus zehn Dollar für die Betreuer in seiner Ringecke.

Da soll man weg vom Abgrund? "Fat City" ist ein ironischer Titel. Er bedeutet das gute Leben, und das bleibt unerreichbar.

Leonard Gardner:
Fat City
Übersetzt von
Gregor Hens.
Blumenbar
Verlag.
224 Seiten.
18,50 Euro.

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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