Eine Biennale nahe am Weltgeschehen
Ein wenig schizophren ging es bei der Kunstbiennale in Venedig ja immer schon zu: Reiche Großsammler, geschäftstüchtige Galeristen und Star-Künstler geben sich bei der Veranstaltung ein Stelldichein, und Politiker versuchen, ihre Nation möglichst glaubwürdig als "Kultur-Nation" dastehen zu lassen. Zugleich schicken sich Künstler, Kuratoren und andere kritische Geister an, genau jenen Komplex aus Geld, Macht und Repräsentationsbedürfnis zu unterwandern.
Heuer könnte der Konflikt etwas schärfer ausfallen als sonst – denn Okwui Enwezor, leitender Kurator der Biennale, hat eine engagierte, durchaus politische Biennale angekündigt. Eine Dauer-Lesung von Karl Marx’ "Das Kapital" im Zentral-Pavillon ist ein Kernstück der internationalen Ausstellung "All the World’s Futures", zu der insgesamt 136 Künstler – darunter Peter Friedl als einziger Österreicher – geladen sind.
Der Goldene Löwe für das Lebenswerk wurde dem nigerianischen Künstler El Anatsui zugesprochen. Im Rahmenprogramm der Biennale, die bis 22. November dauert, findet sich eine Produktion von Bellinis "Norma" am Teatro La Fenice. Bühnenbild und Ausstattung stammen von Kara Walker, die 1998/’99 den "Eisernen Vorhang" der Wiener Staatsoper gestaltet hatte.
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