Eine alte Brücke in den Osten

Eine alte Brücke in den Osten
"Silver Age. Russische Kunst in Wien um 1900" (bis 28. 9.) im Unteren Belvedere.

Peter Altenberg, ein glühender Verehrer von Anton Tschechow, war auch ein Fan der russischen Malerei: Boris Michailowitsch Kustodijew und den Jugendstil-Maler Konstantin Somow lobte er in der Zeitschrift "Ver Sacrum" nach einer Ausstellung in der Secession 1901.

Notlösung

Die kam aus Verlegenheit zustande. Gustav Klimts Beethovenfries war zwar bereits fertig, nicht jedoch Max Klingers Beethoven-Monument.

Als Ersatz holte man sich skandinavische Kunst und Werke russischer Zeitgenossen nach Wien. 1908 war hier erneut moderne russische Kunst zu sehen.

An die russisch-österreichische Kunstfreundschaft des Fin de Siècle erinnert im Unteren Belvedere die Ausstellung "Silver Age" (bis 28. 9.). "Der Begriff bezeichnet eigentlich das literarische Schaffen in Russland zu dieser Zeit", sagt Ddirektorin Agnes Husslein-Arco. "Wir haben uns den Begriff für die Kunst ausgeborgt.

Für Kurator Alfred Weidinger als Kurator war das kunsthistorisch bisher kaum bearbeitete Feld der Verbindungen zwischen Wien, St. Petersburg und Moskau ein "detektivisches Abenteuer".

Er präsentiert mit dem russischen Gastkurator Konstantin Akinsha exemplarisch die Zeit des russischen Jugendstils – und damit Künstler wie Michail Wrubel, Leon S. Bakst und Boris Kustodijew oder Gruppen wie "Welt der Kunst" (Mir Iskusstwa) und "Blaue Rose" (Golubaja Roza).

Bilder der Ausstellung

Eine alte Brücke in den Osten

© Belvedere, Wien
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© Belvedere, Wien
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© Belvedere, Wien
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© Belvedere, Wien
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© Belvedere, Wien
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© Belvedere, Wien
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© Belvedere, Wien
Eine alte Brücke in den Osten

© Belvedere, Wien

Einige Werke wurden schon einst für die damals gegründete Moderne Galerie (heute im Besitz des Belvedere) erworben, u.a. Kustodijews "Familienbild" (1905), das wirkt wie eine Szene aus einem Stück von Tschechow.

Im Vergleich dazu unglaublich modern dagegen das nur drei Jahr später entstandene "Sauna"-Bild von Elena Luksch-Makowskaja, die das erste weibliche Mitglied der Wiener Secession war, ein eigenes Heft bei "Ver Sacrum" erhielt und bei der Wiener Werkstätte mitarbeitete.

Diese Kunst aus Russland setzte (noch) dieselbe visuelle Sprache wie Europa in jener Epoche ein. Akinsha: "Die Silberne Ära lieferte einen wichtigen Beitrag zur russischen Kunst, denn genau in dieser Zeitspanne wandten sich die Russen nach fast 200 Jahren Orientierung am Westen ihren eigenen Wurzeln und Traditionen zu."

Neben anderen Skulpturen ist auch der "Gott der Liebe" zu sehen, jene Majolikafigur von Wrubel, die Klimt 1902 in der Secession erworben und in seinem Atelier aufgestellt hatte.

Ballets Russes

Ein großes Kapitel der Schau ist Sergei Djagilews Ballets Russes, einem Gesamtkunstwerk des russischen Silbernen Zeitalters, und speziell der Wiener Geschichte" seines Startänzers Vaslav Nijinsky gewidmet. So zählen die Kostümentwürfe und Bühnenbilder u. a. von Léon Bakst, Alexander Benois und Konstantin Korowin heute zu den prächtigsten Schöpfungen der internationalen Theaterkunst.

Erstmals zu sehen sind in "Silver Age" die Original-Kostüme von diversen Djagilew-Balletten aus der Privatkollektion von Ivor und Olga Mazure. "Ist man einmal dem Zauber von Djagilews Ballets Russes verfallen", schrieb die Sammlerin und Frau eines Londoner Kunsthändlers, "ist ein Entkommen fast unmöglich. Die Welt Djagilews ist nichts, woran man einfach vorbeigehen könnte. Sie hat die Fähigkeit, einen in Erstaunen zu versetzen und zu verzaubern."

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