Ein Star mit Engelsgesicht – früh verglüht

Ein Star mit Engelsgesicht – früh verglüht
Trauer um die mit 48 Jahren gestorbene Whitney Houston, ein überragendes, aber frühzeitig ausgebranntes Talent.

Die Celebrities in Los Angeles standen unter Schock. Am Tag vor der Grammy-Verleihung war Whitney Houston in einem Hotelzimmer im Beverly Hilton Hotel tot aufgefunden worden. Sie wurde nur 48 Jahre und hätte am Samstagabend bei der berühmten Pre-Grammy-Party ihres Entdeckers und Mentors Clive Davis auftreten sollen.

Sie war atemberaubend. Wenn sie ins Mikrofon seufzte oder die Liedzeilen nur hauchte, war’s sogar in Stadien mucksmäuschenstill. Wenn sie mit Pop, Blues oder Gospel losrockte, waren alle wisch und weg. Und wenn sie mit ihren großen Augen etwa in "Bodyguard" neben Kevin Costner von der Leinwand blickte, begannen Millionen im Kino zu träumen.

Ein Welttalent

Die Musik war ihr, am 9. 8. 1963 in Newark bei New York geboren, in die Wiege gelegt. Ihre Mutter sang im Chor von Elvis Presley. Ihre Cousinen Dionne und Dee Dee Warwick wurden Soul-Stars. Aretha Franklin war ihre Patentante.
Die Produzenten-Legende Clive Davis erkannte 1983 sofort ihr Potenzial: eine große, damals schon divenhafte Soul-Stimme, die in einer jungen Schönheit wohnte.
Mit ihrem Debüt "Whitney Houston" (1985) samt Nummer-eins-Hits wie "Saving All My Love for You", "How Will I Know" und "The Greatest Love of All" gab sie den fröhlichen Singvogel, der im richtigen Moment gefühlsduselig wurde.

Das Album brachte ihr den ersten von insgesamt sechs Grammys und war zugleich Signatur der schwülstig-naiven 80er-Jahre. Bis weit in die 90er hinein regierte sie die Charts. Nie zuvor – und dabei übertraf sie sogar Michael Jackson – gab es derart weißen Pop von einer schwarzen Sängerin.
Ihre Überballade "I Will Always Love You" für den Soundtrack "Bodyguard" wurde zur Liebeshymne einer ganzen Generation und ist weltweit die meistverkaufte Single einer Sängerin.

Selbstzerstörung

Ein Star mit Engelsgesicht – früh verglüht
Der wegen eines Alkoholdelikts zu 55 Tagen Haft verurteilte Sänger Bobby Brown (44) hat sich nach Medienberichten Mitte März ins Gefängnis begeben. Brown werde vermutlich aber nicht mehr als neun Tage hinter Gitter verbringen, teilte Polizeisprecher Steve Whitmore der Los Angeles Times mit.

Mit Bobby Brown kam der Absturz. 1992 heiratete Whitney den Rüpel mit Bad-Boy-Allüren, hielt auch dann noch zu ihm, als er sie schlug und betrog.
Der Boulevard machte sich lustig über die Queen of Pop mit dem Sauberfräulein-Image und spielte die Ballade vom kaputten Leben.
Sie schlingerte mit Eheproblemen, Streit ums Sorgerecht für die Tochter Bobbi, Alkohol, Marihuana, Crack und Kokain durch die Klatschblätter wie ein Dreimaster, an dessen Steuer keiner mehr steht. 2002 gestand sie ihre Drogenprobleme erstmals öffentlich ein und sagte: "Ich bin mein schlimmster Feind."


Es war der Absturz einer schwarzen Sängerin, die sich in das Herz des weißen Amerika gesungen hatte. Das letzte Comeback mit neuem Album "I look to you" (2009) war begleitet von blamablen Konzertauftritten. Mit krächzender, abgekämpfter Stimme war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Auch bei ihrem letzten Auftritt in Wien im Mai 2010 war sie nicht mehr das frisch gefönte Zirkuspferd der Kampfkoloraturen. Und sie versuchte auch gar nicht mehr, an ihre Stimmverrenkungen ihrer prätoxischen Phase heranzukommen.
Mit der Liebesbotschaft nach ihrem vielleicht größten Song reagierten auch viele Fans auf die Todesnachricht: "Whitney, we will always love you!"

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