Ein perfektes zweites Haus für die Staatsoper und den Nachwuchs
Die Stadt Wien gab das Theater im Künstlerhaus, zuletzt vom Brut genutzt, auf, weil es die Umbaukosten (zwölf Millionen Euro) scheute. Der Bund hingegen ergriff die Chance, die der Unternehmer Hans Peter Haselsteiner als Mehrheitseigentümer des Künstlerhauses eröffnete: Der rechte Trakt, der ehemalige „französische Saal“, wird in eine Spielstätte und ein „Laboratorium“ für die Staatsoper umgebaut, in der u. a. kindgerechte Produktionen angeboten werden sollen.
Die Spielstätte sei, sagte Direktor Bogdan Roščić bei der Präsentation, kein Spielzeug, sondern eine – auch kulturpolitische – Notwendigkeit, weil das Publikum im Durchschnitt zehn bis 20 Jahre älter ist als in anderen Opernhäusern. Es geht also um die Förderung des Nachwuchses – auf der Bühne wie bei den Zuschauern.
Roščić schwärmte von einer „perfekten, kleinen Theaterwelt“, die unmittelbar neben dem Musikverein entstehe. Der Saal werde über eine steile Tribüne mit 279 Sitzplätzen, einen Orchestergraben für 30 Musiker und eine Klappendeckelbühne samt Schnürboden verfügen. Im Geschoß darüber soll das Opernstudio seine neue Heimat finden.
Die Gesamtkosten werden auf 20,5 Millionen Euro geschätzt. 5,5 Millionen steuert Haselsteiner als Mäzen über seine Familien-Privatstiftung bei, zehn Millionen übernimmt der von Haselsteiner beherrschte Baukonzern Strabag; und Finanzminister Gernot Blümel sicherte fünf Millionen als Sondermittel zu. Der Unternehmer zeigte sich befriedigt: „Ich habe mir dieses PPP-Modell gewünscht.“
Die Vorarbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Die „Lärmbauzeit“ werde im Februar 2023 beginnen und sich auf ein halbes Jahr beschränken. In dieser Zeit muss die Albertina die Ausstellungstätigkeit in der Dependance einstellen. Die Eröffnung ist für den Spätherbst 2024 vorgesehen.
Keine Mietkosten
Roščić kündigte an, dass der Betrieb (anfangs sind 100 Vorstellungen pro Saison geplant) keine zusätzlichen Steuergelder benötigen werde – weil man sich Kosten erspare (etwa für die Kellerbühne in der Walfischgasse) und weil Haselsteiner keine Miete verlangt.
Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, der den französischen Saal gerne der Albertina modern einverleibt hätte, präsentierte sich als fairer Verlierer: Er freue sich uneingeschränkt über den neuen Mitspieler im Künstlerhaus. Und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer strahlte, weil der Saal doch der Theaterwelt erhalten bleibt. TRENK
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