Ein Herz voll Bier und nicht eingelöste Träume

Ein Bild das täuscht: Interagiert wird in "Zwischenzeit" kaum. Sonja Romei, Raphael von Bargen, Julia Jelinek
Kritik: Uraufführung von Azar Mortazavis Stück "Zwischenzeit" im Theater Nestroyhof Hamakom.

Das ist eine sehr stille Aufführung“, wird man im Wiener Nestroyhof Hamakom ans Handy-Ausschalten erinnert.. Offenbar gilt Theater heutzutage schon als still, wenn man leise, elegische Musik (Roumen Dimitrov) einbindet und auf das Wort vertraut. In diesem Fall auf den Text „Zwischenzeit“ von Azar Mortazavi, den die iranisch-deutsche Autorin für das interkulturelle Autorentheaterprojekt "Wiener Wortstätten" geschrieben hat.

Es geht um zwei attraktive Halbschwestern, die sich nach längerer Zeit wiedersehen. Mina (Maya Henselek) war ihrem persischen Vater in dessen Heimat gefolgt. Nun ist er tot, ebenso wie die gemeinsame Mutter. Mina ist gleich in mehrerer Hinsicht ihrer Wurzeln beraubt.

Die ambitionierte Maria ( Sonja Romei) hat sich derweil in einer deutschen Stadt eine Familienexistenz aufgebaut. Ihren Toni (wie verwandelt: Raphael von Bargen) heiratete sie, weil er Anwalt ist. Kein erfolgreicher allerdings.

Szenenfotos aus dem Stück

Ein Herz voll Bier und nicht eingelöste Träume

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Ein Herz voll Bier und nicht eingelöste Träume

Ein Herz voll Bier und nicht eingelöste Träume

Kneipenfantasien

Seinen Heimweg dehnt der schüchterne Bürohengst gern mit Kneipenbesuchen aus. Nur in dieser Zeit fühlt er sich frei. Jedes Mal, „wenn das Herz voll Bier ist und die Sehnsucht am größten ist“, nimmt er sich vor, endlich die hübsche, blonde Anja ( Julia Jelinek) anzusprechen. Auch beim schwesterlichen Besuch kommt der so angepriesene Gatte nicht und nicht zu Frau und Baby nach Hause.

Es sind Großteils innere Monologe, in denen diese verkorkste Situation erzählt wird. Alle vier Schauspieler befinden sich zumeist gleichzeitig auf der Bühne. Man redet nebeneinander, nicht miteinander. Lediglich Mina und Maria führen einen Dialog („Du wirst unserer Mutter immer ähnlicher!").

Schnörkellos

Regisseur Hans Escher gibt Mortazavis schnörkelloser Sprache das passende, zurückhaltend gestaltete Umfeld. Auf einem großen gelben Quadrat (Bühne: Renato Uz) stehen ein Sofa, ein Kinderwagen und ein Sessel, der als Bürostuhl wie als Barhocker dient - womit die verschiedenen Schauplätze gerade einmal markiert sind. Die Bilder entstehen beim Zuschauer im Kopf. Und dafür sorgt vor allem das großartig besetzte Vierer-Ensemble. Weniger ist hier viel mehr.

Ein Nachsatz zum Thema Stille: Geschrien wird hier trotzdem: Wenn das Baby via Babyfon auf sich aufmerksam macht, schmeißt auch Maria die Nerven weg.

KURIER-Wertung:

INFOS: " Zwischenzeit" von Azar Mortazavi. 17., 19. – 22.11. und 26.-29.11., jeweils 20 Uhr Wiener Wortstätten in Kooperation mit dem Theater Nestroyhof Hamakom

Regie: Hans Escher. Mit: Sonja Romei, Maya Henselek, Julia Jelinek und Raphael von Bargen. Ausstattung: Renato Uz. Musik: Roumen Dimitrov

www.wortstaetten.at

www.hamakom.at

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