Ein bunter Reigen der Moderne

Was dem jungen Kerl aus Pittsburgh vor die Augen kam, landete auf dem Papier: Andy Warhol, Ohne Titel (Two Men), um 1956
Die Pinakothek der Moderne in München zeigt bisher Unbekanntes vom jungen Andy Warhol.

Die Aufregung war groß: Im Februar 2013 musste die erst zehn Jahre alte Pinakothek der Moderne in München geschlossen werden. Nach Rissen in der Rotunde durch schrumpfende Ziegel in den Mauern war eine Sanierung um 1,5 Mio. Euro notwendig.

Groß war auch der Ansturm der Museumsbesucher am Samstag zur Wiedereröffnung. „Bei den Sammlungspräsentationen sind wir neue Wege gegangen“, sagte Kurator Bernhard Schenk.

„Wir haben die Gattungen stärker als bisher gemischt, also Fotografie, Skulptur, Malerei, Installation und Medienkunst in einen Zusammenhang gebracht, den es vorher nicht gegeben hat.“

Warhol: Zeichnungen der 1950er

Ein bunter Reigen der Moderne

Pinakothek München…
Ein bunter Reigen der Moderne

Pinakothek München…
Ein bunter Reigen der Moderne

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Ein bunter Reigen der Moderne

Pinakothek München…

Reich beschenkt

Jetzt hängt etwa ein Gemälde von Francis Bacon neben einem Kreuz von Arnulf Rainer. Zudem wurden viele Bilder aus den Depots geholt und erstmals ausgestellt.

Zur Neueröffnung hat die Wormland-Stiftung der Pinakothek ihre umfangreiche Kunstsammlung geschenkt. Deren bedeutendste Werke u. a. von Max Ernst, René Magritte, Pablo Picasso oder Salvador Dalí sind in der Ausstellung „Traum-Bilder“ zu sehen.

Die Sammlung des Textilunternehmers Theo Wormland gilt als eine der wichtigsten privaten Kollektionen des Surrealismus in Deutschland. Seit 30 Jahren waren die rund 70 Werke bereits als Dauerleihgabe im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.

Warhol-Kleinodien

Eine echte Überraschung liefert schließlich die Graphische Sammlung mit „Andy Warhol – Zeichnungen der 1950er Jahre“: Die meisten der rund 180 Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe zeigen „Warhol vor Warhol“. Aus seiner Anfangszeit in New York. Nicht knallbunt wie seine zahlreichen bekannten Siebdrucke, sondern zurückhaltender, leiser. Und sehr untypisch für den King of Pop-Art.

Aktskizzen, Klavier spielende Hände, ein Selbstporträt, Gesichter – vollständig oder unvollständig, in Tusche oder als Bleistiftzeichnungen: Die Papierarbeiten wurden erst vor rund zwei Jahren im Warhol-Nachlass entdeckt. Ein Entwurf zu einem Künstlerbuch zeigt unter dem Titel „In the bottom of my garden“ eine fast spielerisch anmutende Serie.

Von einer „brisanten und hochkarätigen Auswahl an fast unbekannten Zeichnungen“ sprach der Museumsdirektor Michael Semff. Von einem „sensationellen und auch kunsthistorisch bedeutsamen Fund“.

Ein bunter Reigen der Moderne
Ohne Titel (Two Hands in Handcuffs), um 1953
„Warhol hat sein Leben lang gezeichnet“, so Semff. Mit einer Ausnahme zwischen 1962 und 1973. Seine Zeichnungen seien Grundlage für sein Gesamtwerk – von seinen Gemälden bis hin zu seinen Filmen. Insofern zeige die Ausstellung seiner Zeichnungen „Warhol vor Warhol“.

Aber selbst kurz vor seinem Tod, bevor er ins Krankenhaus gekommen sei, habe Warhol noch den Bleistift zur Hand genommen. Die Pop-Ikone starb nach einer Gallenblasenoperation am 22. Februar 1987 in New York an Herzversagen.

Außerdem startet am 18. 9. im benachbarten Museum Brandhorst die Ausstellung „Reading Andy Warhol“ über Künstlerbücher des Pop-Art-Stars. Das lässt Semff von „einem kleinen Warhol-Festival in diesem Herbst“ in München jubeln.

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