Ein Blick hinter die Kulissen von Las Vegas
In Las Vegas prallen Welten aufeinander: Arm trifft auf Reich und das richtige Leben auf eine leuchtende Fake-Welt voller „unbegrenzter Möglichkeiten“. Während Hilfsarbeiter auf der Straße Flyer von Striptease-Clubs verteilen und Werbung für Casinos machen, wirft die weiße Mittel- und Oberschicht in den zahlreichen Unterhaltungsstätten mit Dollars um sich. In diese surreale Welt tauchte Stefanie Moshammer mit ihrer Kamera ein. Eine Reise, bei der ihr erstes Buchprojekt „Vegas And She“ entstand.
Es ist ein Blick hinter die Kulissen, eine intensive Auseinandersetzung mit der Tourismushochburg in der Wüste Nevadas. Zwei Monate lang fotografierte sie Frauen, die in Las Vegas als Stripperinnen arbeiten. „Da ich sehr neugierig bin, war die Kamera für mich wie ein Schlüssel, der mir Türen öffnete“, sagt Stefanie Moshammer im KURIER-Interview.
Das Projekt hat sich eher zufällig ergeben. Eine Stripperin habe sie in die Szene gebracht und ihr andere Mädchen vorgestellt, die sich dann fotografieren ließen: „In Amerika sind die Menschen extrovertierter, sie stellen sich gerne zur Schau“, sagt Moshammer. Zu Problemen kam es dabei nie. „Natürlich gibt es in Las Vegas Gegenden, in denen man aufpassen muss, aber ich bin nie in eine gefährliche Situation geraten“, sagt die Fotografin, die bereits an den Vorbereitungen für ihr nächstes Projekt arbeitet. Sie will sich mit den Umständen einiger Favelas in Rio de Janeiro auseinandersetzen. Es sind genau diese schwer zugänglich Parallelwelten, die die Wienerin interessieren.
Bilder als Wörter
Auf dem College für Grafik- und Kommunikationsdesign ist die 27-Jährige mit der Fotografie zum ersten Mal in Berührung gekommen. „Das hat in mir eine neue Welt geöffnet, die mich bis heute fesselt.“ Was machen ihre Fotos aus? „Je nach Inhalt, tendiere ich generell dazu meine Bilder zu gestalten. Farbe ist mir wichtig. Für mich sind Bilder wie Wörter. Mit diesen forme ich Sätze, mit denen ich dann Geschichten erzähle.“
Diese Geschichten erinnern in „Vegas And She“ an cineastische Arbeiten. Es sind Aufnahmen, die mit der Fiktion spielen und Spielraum für eigene Interpretationen zulassen. Es gibt auch keine Texte, keine Bildunterschriften, die einen durch den Bildband begleiten. „Ich mag Arbeiten, die dem Betrachter Fragen stellen: Wie ist die Situation entstanden, wie geht sie weiter.“
Mit Inszenierungen habe sie grundsätzlich kein Problem – außer es handelt sich um ein Pressefoto. Die Nachbearbeitung eines Bildes sei für sie wie der Pinsel eines Malers. „Mit diesem geht man über die Fotos, hebt wichtige Punkte hervor, beeinflusst die Farbgebung, das Licht, den Blickwinkel und den Ausschnitt des Bildes.“
Die Absolventin der Linzer Kunstuniversität interessiert an der Fotografie das Storytelling, die Narration. „Ich tauche gerne in eine neue Welt ein und behandle dieses Thema dann über eine längere Zeit. Meine Bilder sollen Geschichten erzählen, in denen sich die Betrachter verlieren können.“
Acht Fragen an Stefanie Moshammer
KURIER: Erzählen Sie in maximal fünf Sätzen etwas über sich.
Stefanie Moshammer: 30 Prozent Yin. 70 Prozent Yang. Bananen, Zimt und Ingwer sind mein Elixier. Ein Skorpion auf einer Waage. Ich existiere in unterschiedlichsten Farben. Clean Plate Crew forever.
Lieblingskamera?
Meistens fotografiere ich mit meiner Es ist eine Canon 5d. Und analog liebe ich meine Hasselblad.
Analog oder digital?
Beides. Kommt drauf an, was man fotografiert.
Welche Motive fotografieren Sie gerne?
Für mich interessante Charaktere; Intimitäten.
Können Sie sich noch an Ihr erstes Foto erinnern?
Wenn ich mich richtig erinnere, war das auf einem Punk-Festival in der Arena Wien. Da war ich 13 oder 14 Jahre alt. Dort habe ich bewusst meine ersten Fotos gemacht. Bilder von meinen Freunden, die mit mir dort waren, und von Bands, die dort aufgetreten sind.
Was macht für Sie ein gutes Foto aus?
Wenn das Foto eine Frage aufwirft, eine Emotion oder Reaktion beim Betrachter auslöst.
Welche Fotografen haben Ihre Arbeit beeinflusst?
William Eggleston war einer der ersten Fotografen, auf den ich gestoßen bin. Wenn ich es mischen könnte, dann wäre es eine Kombination aus William Eggleston und Sophie Calle. Und ich mag sehr gerne die Arbeiten von Wong Kar-Wai, Filme die mich in Sachen vom Licht und Gefühl faszinieren.
Mein iPhone.
Info: “Vegas And She“ – ein Bildband von Stefanie Moshammer. Erschienen bei Fotohofedition. 112 Seiten. 57 Abbildungen. 35 Euro.
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