Ein bisschen Ehr', ein bisschen Geld
Es ist nicht ganz so glamourös wie die Oscar-Woche in Los Angeles, aber: Es ist Kunstpreis-Saison in Wien. Nach der Verleihung des Otto-Mauer-Preises an Catrin Bolt am Donnerstagabend wurde am Freitag die Vergabe des Oskar-Kokoschka-Preises an Andrea Fraser bekannt gegeben. Die US-Künstlerin, die 1993 Österreichs Beitrag zur Venedig-Biennale mitgestaltete und im Frühjahr eine Werkschau im MdM Salzburg hatte, erhält die mit 20.000 Euro Preisgeld höchstdotierte Auszeichnung für bildende Kunst in Österreich.
Geld für Etablierte
Dass etablierte Künstlerinnen und Künstler auch die finanziell lukrativen Preise einstreifen, während Nachwuchs-Förderpreise meist mager dotiert sind, bleibt nicht ohne Kritik: „Eigentlich sollte man das umdrehen“, sagt Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste.
Renommee für Junge
Derlei institutionelle Anerkennung macht sich gut im Künstler-Lebenslauf – „die Preiswürdigkeit und die Eignung für Atelierstipendien und dergleichen setzt sich fort“, erklärt Blimlinger.
Doch Preisträger-Ausstellungen sind kaum jemals Publikumsmagneten, und gerade im Bereich junger Kunstuni-Abgänger lässt die Resonanz der Fachwelt oft zu wünschen übrig: „Es ist faszinierend, wie viele international hoch eingeschätzte Nachwuchspreise es im Bereich der Musik gibt“, sagt Gerald Bast, der als Rektor der Angewandten sowohl in den Kunsthallen- und den Kokoschka-Preis involviert ist. „Wenn ein Musiker oder Schauspieler so einen Preis erhält, hat er sofort bei Engagements und dergleichen Pluspunkte. Das ist schon eine Ungleichgewichtigkeit, die ins Auge fällt.“
Eine Messgröße dafür, was ein Preis bewirkt, muss erst erfunden werden – manche Auszeichnungen ergeben Punkte in Rankings wie dem „Kunst-Kompass“, eine objektive Gewichtung ist schwierig. „Wenn Preisträger und Preisträgerinnen Karriere machen, werden die Auszeichnungen hochwertiger und umgekehrt“, sagt Akademie-Rektorin Blimlinger.
Künstler ohne Vorgeschichte kommen freilich gar nicht erst in die engere Auswahl. Angewandte-Rektor Bast sieht daher einen erhöhten Bedarf, in das Feld der Studienabgänger zu investieren. Der „Essl Art Award“, der heuer und bei seiner nächsten Vergabe 2017 vom Wiener Städtischen Versicherungsverein gesponsert wird, tut dies für Jung-Künstler aus Mittel- und Osteuropa (Ausstellung bis 6. 3. 2016, Essl Museum). Von manchen hört man nie wieder. Kateřina Šedá aus Brno aber half das Preisgeld 2005 über eine existenzielle Durststrecke: Vier Jahre später stellte sie auf der „Documenta“ aus.
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