Durch Trump erneut zum Bestseller

Sinclair Lewis (1885 - 1951) in Berlin
Amerika wird zur Diktatur. Wieso denn nicht? Die 80 Jahre alte Satire von Sinclair Lewis zeigt die Möglichkeit.

So aktuell kann Literatur sein. Der Berliner Aufbau Verlag hat "Das ist bei uns nicht möglich" noch rasch ins Programm genommen:

Rassisten werden laut.

Die Unzufriedenen werden mit Versprechungen gefüttert, Geld für alle, und Journalisten, die Lügen aufdecken, werden als Lügner hingestellt und letztlich weggesperrt.

Ein rüpelhafter Präsidentschaftskandidat tritt auf, er hat einen geheimnisvollen Einflüsterer – und über allem liegt der Satz der braven Bürger: Nie im Traum hätten sie gedacht, dass "sowas" in Amerika geschehen könne.

Es sei doch ein freies Land.

Gewesen. (Denn man war zu "knechtselig".)

Knorpelig

Die Satire ist allerdings aus dem Jahr 1935, geschrieben vom ersten amerikanischen Nobelpreisträger Sinclair Lewis (1885 – 1951).

Sie klingt nach Heutigem, entfernt sich aber in die mageren Jahre nach der Weltwirtschaftskrise, und letztlich entfernt sie sich aus der Wirklichkeit.

Romane wie "Babbitt", "Arrowsmith" und "Elmar Gantry" hatten Lewis weltberühmt gemacht. Jetzt spielte er durch, wie sich alles ändert, wenn Präsident Roosevelt vom lächerlichen Provinz-Senator Buzz Windrip abgelöst wird.

Sinclair Lewis wurde von seiner Frau, der Journalistin Dorothy Thompson, mit Informationen gefüttert: Sie hatte Hitler interviewt ... er wirke formlos, knorpelig, der Prototyp eines kleinen Mannes.

Thompson hatte auch Kontakt zum demokratischen Senator Huey Long, der unter Roosevelt Allmachtsfantasien bekam. Auch er ein Vorbild für Lewis’ Führerfigur. (Man erschoss ihn.)

Präsident Windrip formiert seine SS, die heißt MM, Minuten-Männer, er sorgt dafür, dass Schwarze nur wenig verdienen dürfen, Sozialisten und Kommunisten droht die Todesstrafe ... Journalisten, die etwas gegen ihn schreiben, sind seiner Logik folgend Kommunisten und Terroristen (und schon wieder ist man ans Jetzt erinnert. Muss ja nicht Amerika sein). Wer kann, flüchtet nach Kanada.

Wie sich das in einer kleinen fiktiven Stadt auf die Gesellschaft auswirkt, ist nachvollziehbar. Leider.

Wobei der Chefredakteur der Bezirkszeitung die große Schwachstelle im Buch ist: Der Mann ist nur gerecht.

"Das ist bei uns nicht möglich" war in den USA vor 80 Jahren ein großer Erfolg – und ist es, seit Donald Trump Präsident ist, wieder.

Sinclair Lewis: „Das ist bei uns nicht möglich“
In der Übersetzung von
Hans Meisel. Nachwort von Jan Brandt.
Aufbau Verlag.
448 Seiten.
24,70 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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