„Harmonische Räume“
„Mir war immer wichtig, dass jeder Raum neu anregt – und dass man sich auch an einzelne Räume erinnert“, erklärt Koja dem KURIER. Mit den einst von den sächsischen Kurfürsten August dem Starken (1670-1733) und seinem Sohn August III. (1696-1763) zusammengetragenen Werken – „die Dresdner Sammlung ist doppelt so groß wie die des KHM, was man im Österreich nicht so am Schirm hat“ – konnte der Kunsthistoriker mit seinem Team Säle genauestens komponieren: Man achtete etwa auf die Stimmigkeit bei den Farben oder die Blickrichtungen von Figuren auf einzelnen Gemälden.
Die im 18. Jahrhundert eingeführte Gepflogenheit, Werke nach regionalen „Schulen“ zu gruppieren, behielt das Dresdner Museum bei – auch wenn diese Praxis heute hinterfragt wird: „Es gibt gute Argumente dafür – doch viele Museen haben nicht unseren Reichtum des Bestands“, sagt Koja. „Wir können das Beste innerhalb jeder Schule herausholen.“
Ein Novum an Kojas Konzept ist allerdings, Skulpturen und Gemälde in der Präsentation zu mischen – so sollen Inspirationen und formale Vorlagen, wie sie etwa Peter Paul Rubens von antiken Vorbildern erhielt, nachvollziehbar werden.
Die Lichtregie lag dem Museumsmann so sehr am Herzen, dass die ursprünglich bereits für Dezember 2019 geplante Eröffnung verschoben wurde: Eine Großspende ermöglichte den Einbau zusätzlicher Beleuchtung, die es nun erlaube, in dem hauptsächlich mit Tageslicht erhellten Sälen „dramaturgisch einzugreifen“.
Doch natürlich muss sich auch die Dresdner Gemäldegalerie fragen, ob sie den Zauber historischer Kunst auf eine neue Generation nicht zwangsläufig kunsthistorisch vorgebildeter Menschen übertragen kann.
Koja gibt sich hier zuversichtlich: „Wir haben natürlich das Glück, dass wir mit der Sixtinischen Madonna eine Ikone der europäischen Kunstgeschichte haben“, sagt er. „Das ist eine glückliche Ausgangslage. Dann versuchen wir mit der neuen Präsentation, die Schönheit so offensichtlich vorzuführen und Vergleiche so anzulegen, dass ich gar keinen Text lesen muss. Dann wird mir etwas offenbar – ich glaube, dass diese Freude des Erkenntnisgewinns gut funktioniert.“
Zusätzlich gebe es im Dresdner Musem eine Vielzahl an Vermittlungsangeboten, auch die Brücke zur modernen Kunst werde man immer wieder schlagen, sagt Koja.
Ein bisschen erhaben dürfe der Museumsbesuch aber schon sein: „In einer Zeit, die so viel nivelliert, sind das schon Ausnahmeerfahrungen, wenn man ein schönes Gebäude betritt und den Höhepunkten europäischer Kunstgeschichte gegenübersteht. Ich habe keine Angst, dass die Kunst nicht anspricht und verführt.“
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