Vom Banalen zur Katastrophe

Vom Banalen zur Katastrophe
"Drei Mal Leben" von Yasmina Reza – ab morgen im Stadttheater Walfischgasse.

Zwei Ehepaare treffen einander. Der Abend gerät aus den Fugen ... Ein Setting, das für die Stücke von Yasmina Reza („Kunst“, „Der Gott des Gemetzels“), der meistgespielten zeitgenössischen Theaterautorin, typisch ist.

Auch „Drei Mal Leben“ (Regie: Michael Gampe), ab 15. 1. im Stadttheater Walfischgasse, ist für Oliver Baier eines der „well-made plays, die nicht nur vordergründig extrem dramatisch sind, sondern amüsant bleiben“.

Eine Salonschlacht

Baier, bekannt als Moderator (u. a. „Café Sonntag“, Ö1; „Was gibt es Neues“, ORF), liefert sich Wortgefechte mit dem Reichenau-geeichten Nicolaus Hagg und den Damen Barbara Horvath und Sinikka Schubert:

„Da geht es wirklich zur Sache. Da sieht man Menschen, die beschlossen haben, miteinander ihr Leben zu verbringen, die einander lieben und auf eine gewisse Art und Weise brauchen, aber zu allen möglichen bösen Dingen fähig sind.“

Szenenfotos des Stückes

Vom Banalen zur Katastrophe

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Das sei insofern komisch, „weil der Zuschauer erleben kann, wie andere auf der Bühne für ihn die Drecksarbeit machen, nämlich die Aufarbeitung seines eigenen Lebens“, so Baier im KURIER-Gespräch. „Jeder kennt diese Auseinandersetzungen in Beziehungen. Es sind diese kleinen Banalitäten, die zu Katastrophen führen können. Wie sich bei Yasmina Reza die Protagonisten beginnen, Schritt für Schritt auseinander zu nehmen, bis die Nerven blank liegen, das hat wirklich hohe Qualität.“

Baiers Berufswunsch war zuerst Schauspieler, ehe der Erfolg als Comedian und Moderator kam. Und 2007 beschloss er, zu dem zurückzukehren, was er immer machen wollte: Theater. Mittlerweile sucht er sich ganz genau aus, was er spielen möchte: „Da war ich am Anfang, in meiner unbändigen Lust zu spielen, zu fahrlässig. Ich überlege mir jetzt, mit wem ich arbeite und in welchem Theater.“ Bei „Drei Mal Leben“ war die Entscheidung leicht: „Ein Meisterstück, weil die Salonschlacht drei Mal unterschiedlich endet, und der stets andere Blick auf ein und dieselbe Situation mit so schönen dramaturgischen Kniffen gelöst ist.“www.stadttheater.org

Die großen Wiener Theater verhalten sich im Jänner auffallend still. Erst am 30. kommt die erste Premiere: „Das Geisterhaus“ im Akademietheater. Geredet wird nicht über Kunst, sondern über fehlendes Geld und eine Buchhaltungsaffäre am Burgtheater. Gleichzeitig sind die kleinen Theater – denen es wirklich an Geld mangelt – enorm produktiv. Lesen Sie einen Überblick über die spannendsten Premieren der kommenden Tage.

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