Doris Day & ihr Comeback mit 87

Doris Day & ihr Comeback mit 87
CD der Woche: "My Heart" von Doris Day enthält ihre ersten Studio-Aufnahmen seit 1967. Neben ihren Evergreens gibt es auch gecoverte Rock-Klassiker.

Als Doris von Kappelhoff, Tochter eines deutschstämmigen Musiklehrers, begann sie in ihrer Heimatstadt Cincinnati mit dem Singen. Ein Nachtclub-Besitzer änderte ihren Namen, als sie mit dem Song "Day by Day" erfolgreich war, in Doris Day. "Ein Glück, dass er mich nicht erwischt hat, als ich Götterdämmerung sang", scherzte sie später.

Um 1940 begann ihre Karriere als Schlagersängerin. Sie produzierte u. a. mit "Que Sera" aus Hitchcocks "Der Mann, der zu viel wusste" (1956) oder "Everybody Loves A Lover" reihenweise Evergreens, ehe sie in den prüden Fifties und Sixties als "Everybody's Sweetheart" das Urbild der aufrechten, lebenstüchtigen und moralischen Amerikanerin war, und gar nicht genug Filme mit ihr in die Kinos gebracht werden konnten.

Das süße Mädel

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, spielte die Königin der Betonfrisur mit ihrer aseptisch-erotikfreien Ausstrahlung das landfrische, süße Mädchen, das man nicht verführen kann, das aber doch irgendwie Rock Hudson oder Cary Grant bekommt. "Ich kannte sie schon, bevor sie eine Jungfrau wurde", witzelte Groucho Marx.

"Sentimental Journey" war Doris Days erster großer Hit, 1945 Hymne der Kriegsheimkehrer. Ende der 1950er-Jahre war sie der größte Star der Unterhaltungsindustrie - mehr Platten als sie verkaufte damals allenfalls Frank Sinatra. In fast jedem Film musste sie zumindest die Titelmelodie trällern. 1994 kam "The Love Album" heraus.

Überraschende Doris Day

Doris Day & ihr Comeback mit 87

44 Jahre nach ihren letzten Studioaufnahmen gibt's jetzt wieder bisher Unveröffentlichtes. Re-mastered " My Heart" (Sony) mit zwölf Tracks ist keine "Greatest-Hits"-Collection wie "Daydreaming / the Very Best of Doris Day" (1997). Zuerst schmalzen sich die Geigen ins Ohr, dann hat die Samtstimme ihren Auftritt bei "Hurry, It's Lovely Up Here". Und behält, was zu erwarten war: ihren blitzsauberen Sex-Appeal.

Neben drei Evergreens aus ihrem Œuvre und Lieblingstiteln wie "Daydream" enthält die CD auch Rock- und Pop-Klassiker, die man nicht unbedingt im Repertoire der Doris Day vermuten würde: etwa Joe Cockers Trademark-Ballade "You Are So Beautiful (To Me)", Lovin Spoonfuls 1966er-Hit "Daydream" und "Disney Girls" der Beach Boys.
"Ich musste einige moderne Songs singen", erklärt Doris Day, "denn die alten habe ich ja alle schon gesungen." Sie war tatsächlich mehr als das Blondchen vom Dienst. Und sie hatte wirklich eine schöne Stimme.

Das Lied "My Buddy" aus dem Film "In all meinen Träumen bist du" (1951) widmete Doris Day ihrem 2004 verstorbenen Sohn Terry Melcher. Der hatte - auf der CD zu finden - einiges mit Beach-Boys-Mitglied Bruce Johnston geschrieben: Das emotionale Titelstück "My Heart", das romantische "The Way I Dreamed It", das eindringliche "Heaven Tonight" und das packende "Happy Endings".



KURIER-Wertung
: **** von *****

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