"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

Die erotische Spannung fehlt Lucio Gallo als Frauenver-führer (im Bild mit Sabina von Walther).
Kritik: Mozarts "Don Giovanni", die erste Opernpremiere der Tiroler Winterfestspiele Erl.

Sie ist sehr imposant, die riesige, schwebende Kugel über den Köpfen der Protagonisten, umgeben von einem offenen Würfel. Beide können gesenkt und gehoben werden. Offenbar abgeleitet vom Zitat des Leporello: „In dieser Welt, wo ein Rechteck keine Kugel ist …“ Aber die Sinnhaftigkeit erschließt sich für den Betrachter nicht.

Erl setzt bei Mozarts „ Don Giovanni“ im Festspielhaus, der ersten Opernproduktion der 2. Tiroler Winterfestspiele, überhaupt auf Ästhetik und Reduktion. Ungemein ästhetisch wirken die Einheitsbühne mit den vertäfelten Seitenteilen und beweglichen schmalen Panelen, mit gleichfarbiger, brauner Struktur wie die Verkleidung des Saales (Jan Hax Halama), die Vorhänge und die stilisierten, historischen Kostüme (Lenka Radecky).

Szenenbilder von "Don Giovanni"

"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

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"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
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TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV
"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer

TIROLER WINTERFESTSPIELE ERL: FOTOPROBE "DON GIOV

Der künstlerische Leiter Gustav Kuhn, er hat wieder selbst inszeniert, verlässt sich auf diese optische Wirkung und setzt auch durch eine ausgeklügelte Lichtregie auf schöne Bilder, etwa bei der Friedhofsszene mit dem blauen Licht und den vielen warmen Kerzen.

"Don Giovanni": Ein Kavalier, kein Frauenverführer
APA10311274-2 - 20112012 - ERL - ÖSTERREICH: ZU APA 304 KI - Der künstlerische Leiter der Tiroler Festspiele Erl, Gustav Kuhn während einer Presseführung im neuen Festspielhaus am Dienstag, 20. November 2012. APA-FOTO: ROBERT PARIGGER

Hingegen ist die Personenführung sehr reduziert und vor allem anfänglich statisch. Während der Mord am Komtur völlig undramatisch gezeigt wird, ist die Höllenfahrt mit rotem Licht, schwarzen Fackelträgern und dem Verschwinden aller in der Versenkung packend gelungen. Dass es an erotischer Spannung fehlt, liegt auch an Lucio Gallo, obwohl er den ewigen Frauenverführer sängerisch stimmgewaltig ausfüllt, darstellerisch zwar einen charmanten Kavalier, aber keinen draufgängerischen Verführer verkörpert.

Auch Yasushi Hirano als Leporello wirkt szenisch schaumgebremst, stimmlich verfügt er über einen schönen warmen, etwas undeutlich klingenden Bass. Anna Princeva ist als Donna Anna eine Koloraturenzauberin mit vielen innigen Tönen. Ferdinand von Bothmer ist ein sehr hölzerner, braver Don Ottavio ohne seiner Paradearie „Dalla suo pace“, denn man wählte die Prager Fassung. Sabina von Walther ist eine schönstimmige Donna Elvira, der es etwas an dramatischem Ausdruck fehlt. Johannes Schmidt ist ein kraftvoller, nicht sehr dämonischer Komtur, Frederik Baldus ein solider Masetto. Eine Entdeckung: die junge Sophie Gordeladze singt eine glockenreine, mädchenhafte Zerlina.

Nach anfänglich breiten Tempi und eher behäbigem Dirigat, dem es an glühender Triebkraft fehlt, kann Hausherr Gustav Kuhn beim Orchester immer sängerfreundlich dann doch viel Frische, Leichtigkeit und auch starke, dramatische Akzente erzeugen. Starker, kurzer Applaus!

KURIER-Wertung:

von Helmut Christian Mayer

INFO: Wiederholung am 3. Jänner (18 Uhr); I Infos und Karten: www.tiroler-festspiele.at

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