Kürzlich gründete Gamzou schon sein zweites Orchester. „OneMusic“ heißt es. Der Name signalisiere, dass es nur eine Musik und keine sogenannte E- und U-Musik gebe, und sei auch Programm, erklärt er. In jedem Konzert sollen 50 Prozent aus dem bestehenden Konzertrepertoire gespielt werden und 50 Prozent neue Kompositionen, die er selbst für sein Orchester in Auftrag gibt. „Denn Neue Musik heute ist meist ohne Emotionen, oft nur verkopft, des Kaisers neue Kleider, aber keiner traut sich zu sagen, das ist Schrott“, fasst Gamzou seinen Blick auf zeitgenössische Musikgeschehen zusammen. „Doch Musik muss ans Herz gehen.“
Dass das möglich sei, habe schon Franz Schubert bewiesen, den er als den Pop-Song-Schreiber von damals sieht. Als seine wichtigsten musikalischen Einflüsse nennt er Gustav Mahler und John Lennon. „Ich wüsste nicht, wer wichtiger für mich ist“, fügt er hinzu.
Gut gebucht
Über Facebook informierte er über sein Vorhaben – und generierte über 300 Einsendungen. In Kombination mit Beethovens „Fünfter“ und dessen fünftem Klavierkonzert brachte Gamzou mit OneMusic Werke von Komponisten aus verschiedenen Sparten (Florian Kovacic, Andrew Creeggan, Marshall McDaniel, Robin Haigh) beim Beethoven-Fest in Bonn zur Uraufführung. Das Publikum feierte sein Projekt. Sein Terminkalender ist in den kommenden Jahren gut gebucht, doch OneMusic soll das Besondere bleiben. Zehn Wochen im Jahr will er mit der Formation arbeiten, Konzerte in Deutschland und in den Niederlanden sind in Planung.
So ungewöhnlich wie sein Projekt ist auch seine Karriere. Die begann mit Gustav Mahler. Als der siebenjährige Yoel zum ersten Mal dessen „Siebte“ hörte, begann er die Partitur zu studieren.
Cello hatte der Sohn einer Künstlerfamilie aus Tel Aviv gelernt, dann Geige. Doch seit der Begegnung mit Mahlers Musik war ihm klar, er musste Dirigent werden. Mit 14 Jahren schloss er die Schule ab und zog nach New York.
Seine Beharrlichkeit führte ihn zu Carlo Maria Giulini nach Mailand. Der betagte Maestro hatte sich nach dem Tod seiner Frau von der Welt abgewandt. Doch er unterwies Gamzou bis zu seinem Tod. „Das war das größte Glück, das mir passiert ist, ich habe ihm alles zu verdanken“, blickt Gamzou dankbar zurück. Mit 16 gründete er das International Mahler Orchestra, das er zehn Jahre lang führte, und erfüllte seine Mission, die Vervollständigung von Mahlers „Zehnter“, die ihn international bekannt macht. Mit Puccinis „Tosca“ steht er ab heute wieder in Wien am Pult.
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