Dionne Warwick: Oldies but Goldies
Sie ist eine Legende. Und sie wirkt unterkühlt und unnahbar. Aber maßgeschneidert für Dionne Warwick sind die Songs, meist illusionslose Stücke: "Walk On By" oder "The Windows Of The World" und "I Say A Little Prayer".
Im Großen Festspielhaus beim Salzburger Jazz-Herbst hat die Amerikanerin am Samstag jede Menge Oldies but Goldies aus der Sparte sentimentaler Kuschelpop im Gepäck. Außerdem Latin-Soft-Pop von ihrem Zweitwohnsitz Brasilien. Aber wirklich Stimmung will sich lange nicht einstellen. Das Quintett spielt routiniert, was auf den Notenblättern steht, opulent orchestral. Der Keyboarder mischt Geigen, Flöten und eine Mundharmonika in den Sound.
Das Entertainment ist solide. Mehr nicht. Bei "Heartbreaker" von den Bee Gees darf das Publikum mitsingen. Die samtweiche Stimme der Warwick ist brüchig geworden: In Tiefen- und Mittellage voluminös und guttural, wird sie in den Höhen beängstigend fragil, leicht heiser und ist hörbar mit Atem gemischt.
Dafür ist für die Zuhörer Chorsingen angesagt: "What The World Needs Now Is Love Sweet Love".
Am Ende der diskrete Hinweis auf das aktuelle Album mit Kompositionen von Sammy Cahn und Jack Wolf, zwei Songwriter-Favoriten von Frank Sinatra: "Only Trust Your Heart" (MPCA) klingt smooth nach Bossa Nova und Swing. Da ist es endlich so weit: Dass die Butter aus dem Kühlschrank fließt. Geradezu als strahlende Göttin geht die Warwick ab, mit Stehapplaus verabschiedet.
KURIER-Wertung: **** von *****
Die Herzen im Sturm eroberte hingegen im Vorprogramm China Moses: Die temperamentvolle Tochter von Dee Dee Bridgewater kultiviert den modernen, jazzinspirierten Rhythm'n' Blues. Ihr erklärtes Idol ist Dinah Washington. Der
"Königin des Blues", die mehr als jede andere Vokalistin dieses Genre in die Jazzstandards eingebracht hat, widmete sie ihr Tribute-Album "This One's For Dinah" (2009). Und wenn sie alte Hadern wie "Kitchen Man" von Bessie Smith, "I'm A Bad, Bad Girl" von Ester Phillips oder den "Crazy Blues" von Mamie Smith singt, klingt das so rau und traditionell und ursprünglich, als wären wir in einem verrauchten Jazzclub von anno dazumal. Swingend, groovy und sehr lässig.
KURIER-Wertung: **** von *****
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