Vorwürfe
Im Jahr 2018 aber, als die #MeToo-Debatte in Deutschland ankam, fiel ein dunkler Schatten auf Wedels Ausnahmekarriere. Damals beschuldigten ihn drei Schauspielerinnen, sie in den Neunzigern sexuell bedrängt zu haben. Im Falle von Jany Tempel stand gar eine Vergewaltigung in einem Münchner Hotel im Jahr 1996 im Raum, weswegen im März 2021 Anklage erhoben wurde.
Wedel hat die Vorwürfe stets bestritten. Doch längst war sein Werk vom Skandal überschattet. In Vergessenheit geraten war, dass er mit TV-Mehrteilern wie „Der große Bellheim“, „Der Schattenmann“ oder „Der König von St. Pauli“ einst ein Millionenpublikum in den Bann zog.
Führungsstil
Im letzten Lebensviertel wechselte Wedel ans Theater, übernahm die Festspielintendanz in Worms (2004 bis 2014), danach in Bad Hersfeld. 2017 feuerte er dort Paulus Manker kurz vor der Premiere als Luther-Darsteller. Manker – selbst nicht als zahmes Lämmchen bekannt – skizzierte Wedels Führungsstil daraufhin als den eines „nordkoreanischen Diktators“, der „wochenlang Angst und Schrecken“ bei den Schauspielern verbreite.
Für Mittwoch wurde mit einer Entscheidung darüber gerechnet, ob es nun zum #MeToo-Prozess gegen den Starregisseur kommt. Stattdessen teilte das Münchner Gericht die Todesnachricht mit. Laut seiner Anwälte starb Wedel schon am 13. Juli „nach langer, schwerer Krankheit“ in einer Hamburger Klinik. Im Alter von 82 Jahren, wie letztlich aus den Gerichtsangaben hervorging.
Das Verfahren werde nun eingestellt, wie das Gericht verkündete. Jany Tempel, die zuletzt sogar mittels Hungerstreik gegen das Hinauszögern der Verfahrenseröffnung protestierte, hofft nun zumindest, dass sich mehr Frauen aus der Deckung wagen „und ihre Geschichte erzählen“.
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