Die wahren Fake News kommen erst

Auch Bewegtbilder lassen sich bald fälschen.

Hell war die Aufregung im Wahljahr 2016, in Österreich und den USA und anderswo, über den Einfluss gefälschter Nachrichten auf die Demokratie. Plötzlich kam man drauf, dass Menschen willig auf Absurditäten hereinfallen wie jene Verschwörungstheorie, dass die US-Demokraten in einem Pizzeriakeller einen Pädophilenring betreiben würden.

Irgendwann einmal, und zwar recht bald, werden wir über diese amateurhaften Versuche lachen.

Denn die Zukunft der Fake News wird auch jene vor Herausforderungen stellen, die an und für sich dumme Propagandalügen von recherchierten Nachrichten zu unterscheiden wissen. Und sie wird dazu führen, dass das in weiten Kreisen aufgegebene Vertrauen in die Medien noch weiter erschüttert werden wird.

Derzeit sind die in Umlauf gebrachten Fake News mehr oder weniger geschickt gemachte Texte, die Lügen derart aufbereiten, dass man sie beim schnellen Durchklicken mit der nötigen mentalen Bereitschaft gut glauben kann. Wer aber seine Sinne beisammen hat, kann aus der Aufmachung, der Quelle oder auch der simplen Wahrscheinlichkeit, dass die Geschichte stimmt, schließen, ob die jeweilige Meldung echt ist oder nicht.

Schwieriger wird es bei Bildern, und ganz schwierig bei Videos. Der visuelle Aspekt spricht den Menschen unmittelbarer an als ein Text: Was man sieht, glaubt man auch, und die Widerlegung von Video-Falschnachrichten ist aufwendig. So geisterte zuletzt etwa ein Video, dass angeblich massenhaft Afrikaner beim Überqueren des Brenners zeigt. Die Info, dass das ein Video aus der Schweiz ist, das Christen auf dem Weg zu einer Kirchenfeier zeigt, ist natürlich weniger eindrücklich als das Bild Dutzender Schwarzer in einem klar mitteleuropäischen Dorf.

Künstliche Intelligenz

Und genau deswegen wird es in Zukunft schwierig. Denn mithilfe der immer rascher fortschreitenden künstlichen Intelligenz wird es bald so weit sein, dass Videos glaubhaft gefälscht werden können. Und zwar so, dass man es nicht mehr merkt.

So ist im Netz bereits ein Video des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama zu sehen, in dem er über ein Schusswaffenmassaker spricht. Viele würden nicht zweimal überlegen, ob es echt ist. Und es ist fake.

Spezialisten ließen den Computer Millionen Videos analysieren, und sie so lernen, wie sich das Gesicht des Präsidenten bewegt. Dann erstellte der Computer ein Video, in dem er eine – echte – Rede Obamas nachspricht – täuschend realistisch, aber nicht echt. Von da an ist es nur ein kleiner Schritt, ein Video zu erstellen, in dem Obama "gesteht", in Nigeria geboren oder Muslim zu sein.

Und dann wird es wirklich schwierig. Denn die Online-Medienwelt funktioniert zunehmend über Videos. Wenn man keinem davon mehr trauen kann, und zugleich interessensgesteuerte Fake-Videos mit zerstörerischen Botschaften verbreitet werden, stellt das den Journalismus vor noch mal neue Herausforderungen. Und erleichtert jenen, die das ohnehin wollen, den Medien einfach nichts mehr zu glauben.

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