Die vergessenen Frauen der Salzburger Festspiele: Vor den Vorhang!

Die vergessenen Frauen der Salzburger Festspiele: Vor den Vorhang!
Sie sind die Vergessenen der Salzburger Festspiele: Paula de Ahna, Ehefrau von Richard Strauss, und Else Heims-Reinhardt, verheiratet mit Max Reinhardt. Dabei hatten sie die Hosen an und waren sehr präsent.

Von Sophie Reyer

Kaum je hat jemand es gewagt, die spannende Frage zu stellen: Wer waren sie? Welche vergessenen Frauen hielten die Welt hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele zusammen? Dass das besondere Festival, das sich heuer eines hundertjährigen Bestehens erfreuen darf, von Männern gegründet wurde, ist freilich schon lange kein Geheimnis mehr! Doch welche hegenden Energien standen hinter diesen spannenden Individuen?

Biografie einer Künstlerin

Ja, auch das Leben eines Richard Strauss steht und fällt, so genial er in seiner Eigenständigkeit auch sein mag, mit einer Frau. Die Rede ist von Pauline Maria Strauss-de Ahna, die oft auch nur mit Paula de Ahna betitelt wird. Dass die am 4. Februar 1863 in Ingolstadt geborene Dame eine Sängerin war, weiß heute kaum noch jemand.

Bekannt ist die deutsche Sopranistin, wenn überhaupt, nur noch als Gattin des zweifellos grandiosen Komponisten Richard Strauss. Doch ihre Biografie hat mehr zu bieten: Als Tochter des bayerischen Armeegenerals Adolf de Ahna geboren erfreut sich Pauline schon seit ihren Kindheitstagen künstlerischer Kontakte: Nicht nur ist sie die Nichte der Berliner Hofopernsängerin Eleonore de Ahna und des Geigers Heinrich de Ahna, sie beginnt bereits früh mit Klavier – und Gesangsunterricht, der von ihrem liebenden Elternhaus gefördert worden sein mag. Schon bald lernt Pauline auch den Kapellmeister Richard Strauss kennen, und wie die Fakten zeigen, muss sie sofort Feuer gefangen haben: De-Ahna folgt dem Komponierenden kurz darauf an die Weimarer Hofoper und lässt sich von ihm unterrichten. Und das, wie es scheint, erfolgreich. So darf Pauline schon am 22. Mai 1890 als Pamina in "Die Zauberflöte" debütierten. Die Premiere scheint ein voller Erfolg zu sein, schenkt man dem, was  kommt, Glauben: Ja, gleich naht nämlich der nächste Auftrag, sodass Pauline noch im Dezember desselben Jahres die Rolle der Eva in "Die Meistersinger von Nürnberg" zugeteilt bekommt, gefolgt von der Partie der Elisabeth in Tannhäuser.

Damit nicht genug: Auch Kinderopern zählen fortan zu ihrem Repertoire. Dergestalt brilliert die spätere Gattin des Komponisten am 23. Dezember 1893 als Hänsel bei der Uraufführung von "Hänsel und Gretel" in der Hochburg Weimar. Auch privat folgen einige positive Wendungen: Offenbar hat der um einiges ältere Richard Strauss sich in die junge Frau verliebt,  die Konsequenz daraus lässt sich erahnen: Richtig, die beiden schließen im Jahre 1894 in der Burgkirche St. Veit in Marquartstein den Bund der Ehe! Ob Richard Strauss wohl eher ein eifersüchtiger oder ein stolzer Gatte gewesen sein mag? Eines jedenfalls steht fest: Pauline Strauss-de Ahna tritt weiterhin als  Sängerin auf und feiert große Erfolge auf den Musikbühnen. Nun führt ihr künstlerischer Werdegang sie über Bayreuth, Berlin, Braunschweig, Brüssel, Hamburg, Karlsruhe, ja, sogar bis hin zu Madrid. Kein Wunder – mit so einem Gatten ist sie quasi an der Quelle, und Inspiration und Freude mit dem Medium Musik scheinen zu sprudeln! Aber das ist freilich nicht alles: Neben ihrer eigenen Bühnenpräsenz wird die junge Pauline nach und nach – es ist wohl der Liebe geschuldet – zu einer hervorragenden Interpretin Strauss’scher Lieder.

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