Die Schönheit der Erde ist wichtiger als ein paar Helden

Julien Gracq
Julien Gracq und "Das Abendreich" aus dem Nachlass

Der Geografielehrer Julien Gracq, der nur in den Sommerferien Literatur schuf, schrieb in der Art: Schreiben = Lesen = extreme Erfahrung wie eine frische Liebe oder eine Krankheit. Man muss sich allerdings darauf einlassen und Gewohnheiten ablegen.

"Das Abendreich" aus dem Nachlass des 2007 verstorbenen Franzosen ist ein Endkampf, Barbaren greifen ein mittelalterliches Königreich an. Während sich Gracq damit beschäftigte, erschien in England gerade Tolkiens "Herr der Ringe". Er hat es später gern gelesen.

Kratzer

Im "Abendreich" haben die Gefährten, die einer Grenzstadt zu Hilfe kommen, wenig Kontur, keinen Charakter, sind Silhouetten nur. Und unwichtig. Da wird man sich wundern. Die Welt im Großen soll pulsieren. Die Erde hat die Hauptrolle. Die schöne Erde, die durch den Krieg Kratzer bekommen hat. Tausend Geräusche wollen vom Dichter eingefangen werden. Tausend verschiedene Lichter sollen beim Lesen gesehen werden. Wen interessieren Helden?

Julien Gracq:
„Das Abendreich“
Übersetzt und mit einem
Nachwort von Dieter Hornig.
Droschl Verlag.
224 Seiten.
23 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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