Die Schatzinsel Tafahi (Wiederholung)
Etwa 30.000 neue Romane erscheinen jedes Jahr im deutschsprachigen Raum, und da ist es auch schon egal, ob ein etwas älterer Roman noch einmal kommt, in einem anderen Verlag, leicht überarbeitet, ergänzt – so, dass man vielleicht nicht gleich merkt, dass "Reisen im Licht der Sterne" schon vor einem Jahrzehnt gefallen hat.
Der Schweizer Alex Capus hat einen Schatz gefunden: eine Abenteuergeschichte, die gut klingt und zu Robert Louis Stevensons "Schatzinsel" passt.
Es ist eine Vermutung,die Capus mit nahezu wissenschaftlicher Akribie vorträgt: Die "Schatzinsel" gibt es – allerdings nicht, wie Glücksritter früher vermuteten, vor der Küste von Panama.
Sondern im Königreich Toga, Tafahi heißt demnach die Insel, auf welcher der tatsächlich 1821 geraubten Kirchenschatz von Lima – Hunderte Kilo Gold und Silber und Edelsteine – versteckt worden sei.
Zwölf Diener
Stevenson habe sich 1890 mit immer mehr aus Schottland anreisenden Familienmitgliedern auf der Nachbarinsel Samoa niedergelassen, um von dort aus den Schatz selbst zu bergen.
Man könnte es glauben.
Man könntet ganz vergessen, dass es sich um Spekulationen handelt.
Stevenson hatte auf seiner Plantage ein großes Haus und zwölf Hausdiener.
Alex Capus erlaubt sich den zusätzlichen Hinweis, dass der Stiefsohn ein Pferd hatte, und auch die Reitstiefel waren teuer.
Es ist ja egal, es macht nichts, die Schatz-Geschichte funktioniert (und man sieht sich unter Kokospalmen liegen). Aber an dem Holzhaus wurde zwei Jahre gewerkt, der Verkauf des schottischen Domizils brachte den Stevensons Geld, außerdem war der lungenkranke Schriftsteller in seinen letzten vier Jahren sehr produktiv und kein armseliger Arbeitsloser.
Alex Capus weiß offensichtlich ja auch, wie man sparen kann: Im Anhang bedankt er sich u. a. beim Kanton Solothurn, der für seine Flugtickets nach London, Edinburgh, L. A. und Samoa aufkam.
Alex Capus: „Reisen im Licht der Sterne“ Hanser Verlag. 224 Seiten. 20,50 Euro.
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