Und wie viel hat die Rolle der feministischen Agitatorin und Kleinbühnen-Schauspielerin mit der wirklichen Lucie Heinze zu tun?
Lucie Heinze: Sehr viel. Die Themen, mit denen sich diese Frau auseinandersetzt, beschäftigen auch mich. Und an einem kleinen Theater zu spielen ist mir nicht fremd – da komme ich ja auch her. „Liebesdings“ ist ein Unterhaltungsfilm, der auch ernste Themen zur Sprache bringt. Unter anderem geht es auch darum, dass eine Klatschjournalistin in der Vergangenheit des Filmstars bohrt, bis sie auf eine Jugend-Verfehlung stößt, die sie öffentlich breittritt.
Wenn das Journalisten bei Politikern tun, gilt das nicht als Klatschreportage, sondern als Aufdeckungsjournalismus. Wo liegt da für Sie der Unterschied?
M’Barek: Politiker und Künstler oder Schauspieler kann man da nicht vergleichen. Wenn jemand als Politiker die Verantwortung für die Allgemeinheit zu tragen hat, dann verstehe ich das öffentliche Interesse an vergangenen Taten und Untaten. Da besteht auch ein Recht daran zu erfahren, wie dieser Mensch zu seinen Entscheidungen kommt, aus welcher Haltung und Moral er sie trifft und ob er überhaupt eine hat. Ich als Schauspieler glaube nicht, dass meine Meinung zu allem gefragt sein sollte.
Heinze: Ich finde es sogar gefährlich, wenn man Schauspieler und Prominente zu politischen Belangen befragt.
Ein Thema, zu dem Sie eigene Erfahrungen einbringen könnten, ist der sogenannte „Migrationshintergrund“, der immer wieder angesprochen wird, wenn jemand durch seinen Namen oder sein Aussehen einen solchen vermuten lassen. Stört es Sie, wenn Sie auf Ihren „Migrationshintergrund“ angesprochen werden und nicht etwa auf Ihren deutschen oder österreichischen „Vordergrund“?
M’Barek: Ich selbst habe mich nie als „anders“ begriffen – so etwas kommt immer nur von außen. Und ich finde es schön, wenn am Plakat mein ausländischer Name neben dem von Lucie Heinze steht.
Der Film behandelt viele Themen, die vom Leben von Elyas M’Barek inspiriert sein könnten. Haben Sie die feministische Note hineingebracht? Heinze: Alle Themen standen schon im Drehbuch, als ich es in die Hände bekam. Deshalb habe ich diesen Film auch unbedingt machen wollen. Und auch wegen der ungewöhnlichen Liebesgeschichte.
M’Barek: Die Liebesgeschichte ist vor allem deshalb so ungewöhnlich und auch schön, weil es beiden um die wahre Liebe geht. Der Mann, den ich spiele, findet die Frau deshalb so interessant, weil er erkennt, dass sie in ihm nicht den berühmten Schauspieler sieht, sondern den echten Menschen. Seine Berühmtheit stört sie sogar.
Herr M’Barek, Sie können kaum unerkannt auf die Straße gehen. Sehen Sie die Berühmtheit als Schattenseite des Schauspielerdaseins?
M’Barek: Ich bin froh, dass ich nicht mehr zu allen Castings gehen muss und Drehbücher geschickt bekomme, dass ich mit Produzenten über Projekte sprechen kann. Das konnte ich vor 20 Jahren nicht. Also insofern hat es seine Vorteile.
Das Interview führte Gabriele Flossmann.
Kommentare