Er setzte auf Transparenz, Akkuratesse, arbeitete jede Nuance klar heraus, schlägt den großen Bogen über die Musikstile. Da kam die Dämonie der apokalyptischen Reiter auf, der wüste Kampf von Gut und Böse.
Die Symphoniker folgten ihm mit Hingabe. Von exzellenter Klarheit, nie übermäßig auftrumpfend die Bläser, flexibel, geschmeidig die Streicher, die licht schillernde Sphärenklänge generierten. Prachtvoll das Halleluja. Der von Johannes Prinz glänzend einstudierte Wiener Singverein brillierte. Das fehlte nichts, präzise intonierten die Herren die gregorianischen Chor-Passagen. Fulminant leiteten die Bläser silberhell die Erlösung ein. Überwältigend das Amen.
Tenor Rainer Trost, der für Christian Elsner eingesprungen war, erwies sich im fordernden Part des Evangelisten Johannes als verlässlicher Marathonmann. Zum Ereignis ließ Bass Stephen Milling vom Orgelbalkon aus die Stimme des Herrn werden. Siobhan Stagg (Sopran), Dorottya Láng (Mezzosopran) formierten mit den famosen Sängern Maximilian Schmitt (Tenor) und Jan Martiník (Bass) das Solisten-Ensemble. Exzellent Robert Kovács an der Orgel. Ovationen für diese denkwürdige Aufführung.
Verdis „Rigoletto“: Sternstunden mit brillanten Sängerpersönlichkeiten im Repertoire der Wiener Staatsoper
Was für eine Freude, von einer Vorstellung zu berichten, die nahezu keinen Wunsch offen lässt, wie Giuseppe Verdis „Rigoletto“ im Repertoire der Wiener Staatsoper. Simon Keenlyside ist wieder zurück. In Höchstform! Was für eine Sängerpersönlichkeit. Vergessen sind jedwede stimmlichen Probleme, die ihn in den vergangenen Jahren belasteten. Atemberaubend dynamisch gestaltet er die Titelrolle. Er wütet, rast, hadert mit seinem Dasein. Dieser Bariton ist ein gewaltiger Singschauspieler, der mit seinem Gesang jede Emotion wiedergibt.
Ein wirkliches Ereignis ist Benjamin Bernheim als Herzog. Seine hell leuchtende Stimme strahlt, brilliert in den hohen Tönen. Fulminant, seine Kunst zu phrasieren. Seine Figur lässt er klug, pfiffig zwischen Filou und Edelmann oszillieren. Er zeigt einen veritablen Verführer, der weiß, wie’s geht. Mit noblem Understatement beginnt er das „Questa o quella“, das „Ella mi fu rapita!“ intoniert er expressiv, lässt den Schock spüren. Da ist ein Sänger, der sein Publikum mitreißt und den großen Bogen über seine Rolle spannt, wenn er fröhlich, unbekümmert das „La donna è mobile“ mit Leichtigkeit zum Schweben bringt.
Erin Morley besticht als Gilda mit ihrem hellen Sopran. Die Koloratur-Passagen klingen voll, sind aber dennoch von einer Zartheit, die berührt. Monika Bohinec ergänzt sehr gut als Maddalena, Evgeny Solodovnikov als Sparafucile. Daria Sushkova sticht aus dem Ensemble als Giovanna hervor. Dirigent Pier Giorgio Morandi agiert solide am Pult des ausgezeichnet musizierenden Staatsopernorchesters. Einziges Ärgernis bleibt Pierre Audis öde Inszenierung. Viele Bravos und Jubel!
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