Die Konfetti-Party im Theseustempel

Die Konfetti-Party im Theseustempel
Für "Festum II" schüttete der belgische Künstler Kris Martin Ende Juni im Wiener Theseustempel glitzernde Bronze-Konfetti aus. Seitdem wächst das Kunstwerk unaufhörlich.

Manche Kunstwerke wachsen, während sie vergehen. Die glitzernden Konfetti aus Bronze, die der belgische Künstler Kris Martin Ende Juni im Wiener Theseustempel ausschüttete, haben sich mittlerweile verteilt, sie lassen die Stufen des Baus glitzern und blitzen den Spaziergängern auf den Wegen des Volksgartens entgegen. Zweifellos werden viele Plättchen da bleiben, wenn das Kunstwerk am 20. 8. offiziell weggeräumt wird.

Es war Martins Absicht gewesen, den Begriff der "Bronzeplastik" einmal neu zu denken. Mit 170 Kilogramm Konfetti – das Gewicht entspricht in etwa jenem der Bronzefigur des "Jugendlichen Athleten" vor dem Tempel – ist ihm ein ebenso unspektakuläres wie schönes, so simples wie hintersinniges Werk gelungen.

Verspielt

Besucher konnten mit den Füßen darin scharren, kleine Kinder darin spielen. Man fühlte sich mal wie Dagobert Duck im Geldspeicher, dann wieder wie bei einem Spaziergang im Herbstlaub. All diese Assoziationen – und viele mehr – konnte das Material, das je nach Lichtsituation anders schimmerte, auslösen.

Der Titel, "Festum II", verwies auf festliche Anlässe, bei denen Konfetti geworfen werden. Übersetzt in das traditionsreiche Material Bronze wurde aus dem Party-Utensil ein Anstoß, um über Vergänglichkeit nachzudenken: So wie der Glanz eines Festes vergeht, so verändern sich auch die Hervorbringungen der Kunst. Die Plättchen, die nicht im Volksgarten verbleiben, könnten ebenso wieder zur stolzen Skulptur wie zum banalen Alltagsgegenstand werden.

Das Kunsthistorische Museum, das den Theseustempel als Außenstelle betreibt, hat mit Martins Werk somit auch seine eigene Rolle zur Diskussion gestellt – in zugänglicher und pointierter Form.

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