Die einen sitzen drauf, andere be-sitzen Schätze
Manchmal ist ein Stuhl nur ein Stuhl. Zum Draufsitzen. Aber manchmal ist dasselbe Möbel plötzlich ein sündteures Sammlerstück. Zig-tausend Euro wert.
MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein strahlt vor Glück. Denn es war ein G’riss vom New Yorker Whitney Museum of American Art bis zur Londoner Tate Modern um die dreiteilige Installation "Provenance" von Amie Siegel. "Wir haben eine der wenigen verfügbaren Arbeiten der Edition bekommen", freut sich Thun-Hohenstein.
"Das mehrteilige Filmprojekt passt perfekt ins MAK. Denn Möbel sind heutzutage in aller Welt verstreut, und Amie Siegel ging zurück bis an ihren Ursprungsort."
Design-Objekte
Der 40-Minuten-Film "Provenance" (1913) – in der MAK-Schausammlung Gegenwartskunst bis 31. Mai zu sehen – folgt in einer durchaus kritischen Spurensuche dem globalen Handel von Möbeln aus der von Le Corbusier und Pierre Jeanneret in den 1950er-Jahren entworfenen modernistischen Stadt Chandigarh in Indien.
Zu den Entwürfen gehörten u. a. eigens entwickelte Tische, Stühle, Sitzbänke, die heute in Auktionshäusern weltweit Rekordpreise erzielen. Vom Heute ausgehend, mit Blick in die Jachten, Wohnungen und Häuser europäischer und US-amerikanischer Sammler, erzählt "Provenance" im Rewind-Modus über den Verkauf der Möbel in der Auktion, die Vorbesichtigungen und Fotodokus für den Auktionskatalog bis hin zur Restaurierung und dem Versand nach Übersee aus Indien.
Als Kunst käuflich
Was den Status eines Kultobjektes erreicht, war – oder ist noch immer anderswo – ein schnödes Gebrauchsmöbel. Büro-Inventar. Der Film enthüllt dies ohne Interviews, Schauspieler oder Kommentare in kontemplativen Kamerafahrten. Die Montage legt Schicht um Schicht die Besitzverhältnisse frei, die den sich ständig verändernden Marktwert der Objekte bestimmen.
Der Film reflektiert das Geschäft mit Kunst und Design, zeigt die Beziehung von Objekt und Markt, Wert und Spekulation. Da war es nur konsequent, dass Siegel auch ihre Arbeit "Provenance" am 19. 10. 2013 bei Christie’s in London versteigerte.
"Lot 248" dokumentiert im Sechs-Minuten-Video in Endlosschleife die Auktion. Zum Ensemble gehört schließlich noch "Proof", das in Spezialglas gefasste Blatt aus dem Auktionskatalog.
Unterstützt wurde der MAK-Ankauf von Phileas, einem philanthropischen Verein mit Sitz in Wien, der aus privater Initiative zeitgenössische Kunst fördert, so Mitbegründer Moritz Stipsicz.
Info: Bis 31. 5. MAK, 1., Stubenring 5; Di. 10–22 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr,Jeden Dienstag 18–22 Uhr Eintritt frei
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