Die eifersüchtigste Frau der Welt

Gina Kaus um 1925
Neuausgabe des 80 Jahre alten Bestsellers "Der Teufel nebenan" von Gina Kaus, in dem Alfred Adler mitspielt.

"Der Teufel nebenan" erschien ausgerechnet am 1.September 1939, als der Teufel Polen überfiel und der Krieg begann.

Gina Kaus’ Romane waren von den Nazis schon 1933 demonstrativ verbrannt worden, sie musste im Exil publizieren.

In der Zwischenkriegszeit war die Wienerin zwar eine der bekanntesten Schriftstellerin gewesen, und von Karl Kraus bekam sie einmal einen Kuss (wie sie später in ihren Memoiren betonte: einen RICHTIGEN Kuss) .., aber dass niemand das Buch kaufte damals, ist verständlich.

1956, bei der ersten NeuauflageKaus blieb nach der Flucht in Amerika, als begehrte Drehbuchautorin in Hollywood –, gingen 400.000 Exemplare weg.

Was wohl mit der Verfilmung des Ehedramas mit Lilli Palmer und Curd Jürgens zusammenhing.

Gina Kaus hat sich über ihren Roman nur insofern geäußert, als sie notierte:

"Die Hauptfigur war eine Frau, die eifersüchtigste Frau der Welt. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit mir, sie hatte keine kritische Einstellung gegenüber ihrer Eifersucht, sie war eine durchaus abscheuliche Frau, deren Tod von jedermann, der mit ihr zutun hatte, als Erlösung empfunden wurde."

Gefährliche Ehe

So einfach ist das mit der reichen Witwe Melanie, die den armen Studenten Albert heiratet.

Vanessa Wieser, deren Milena Verlag die aktuelle Neuausgabe herausbrachte, geht etwas tiefer:

"Sie: verwöhnte Prinzessin, dominant, nie zufrieden. Er: bequem, passiv, gutmütig in Richtung ,Muttersöhnchen’. Gemeinsam ergibt das eine ungute Mischung. Kaus war schon damals an Psychologie sehr interessiert und eine gute Freundin von Alfred Adler, dem Gründer der Individualpsychologie. Sie beschreibt die Beziehung zwischen Melanie und Albert nicht als klischeedurchtränkte Täter-Opfer-Geschichte, sondern schaut sich an, was für ein Zirkus unter Beteiligung beider Ehepartner rauskommt. Eine Frau, die Grenzen überschreitet, trifft auf einen Mann, der sich alles gefallen lässt. Jeder von uns kennt solche Beziehungen. Vorsicht bei der Partnerwahl!"

Adler wird im Buch ein Denkmal gesetzt. Der Arzt spricht den Mörder frei: "Sie haben das Bedürfnis zu büßen – hüten Sie sich . Es ist primitiv wie das Bedürfnis zu strafen. Ich will Ihr Schuldgefühl nicht einschläfern – keineswegs. Aber ich will nicht, dass Sie ihm dumpf und träge folgen auf dem Weg zur Selbstzerstörung."


Gina Kaus:
„Der Teufel nebenan“
Mit einem Nachwort von
Veronika Hofeneder.
Milena Verlag.
304 Seiten.
24 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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