Höchste Zeit also, diese goldene Gans zu schlachten? So will es der Wahlgewinner und heutige Premier, Boris Johnson. Der hatte im Wahlkampf bereits angekündigt, die Gebühren, mit denen sich die BBC finanziert, zu streichen.
Nun will sein Kabinett zur Tat schreiten, wie die Sunday Times in einer viel beachteten Coverstory enthüllte: Das Büro Johnson ließ sich dort mit dem Plan zitieren, der BBC künftig ein Abo-Modell vorzuschreiben. Öffentlich-rechtliches Netflix also statt Grundversorger im Nachrichtengeschäft.
Die seit 1926 in dieser Form bestehende British Broadcasting Corporation gilt als Mutter aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Sie war auch ein Vorbild für die Gründung des ORF, der ebenfalls über Gebühren finanziert wird. Dieses Modell ist in der jüngeren Vergangenheit aber immer stärker in die Kritik geraten. Für die BBC hat die Ankündigung Johnsons keine unmittelbaren Folgen, sie ist aber Teil eines wegweisenden Matches zwischen dem Populisten und der mächtigen Medieninstitution. Die Finanzierung ist in einer königlichen Charta festgeschrieben, die in dieser Form bis 2027 gilt.
Dennoch: Die politische Absicht ist klar formuliert: Die BBC soll kleiner werden, Sender verkaufen und auch online ihren Auftritt verschlanken. Die BBC finanziert sich zu 75 Prozent aus den Gebühreneinnahmen, fast 3,6 Milliarden Pfund im Jahr. Und: Die BBC erreicht jede Woche mehr als 420 Millionen Menschen weltweit. Es ist offenbar höchste Zeit, sie schlachten.
Kommentare