„Im Song ,Maruschka` geht es darum, dass man bei jemandem, in den man sich verliebt hat, Schicht um Schicht wegschält, um zu der Person durchzudringen“, erklärt er im KURIER-Interview. „Aber der Begriff passt gut zu allen anderen Songs, weil es auch darum geht, bei sich selbst die Schichten abzuschälen, um sich selbst zu finden und sich nicht isoliert zu fühlen.“
Den Ursprung haben viele der neuen Songs darin, dass Howald sich neu verliebt hat. Musikalisch äußert sich das dadurch, dass bei „Maruschka“ die Basis von elegischen Singer-Songwriter-Sounds mehr mit schrägem Indie-Pop als mit brachialen, düsteren Industrial-Klängen angereichert wird.
„Ich habe Pop immer geliebt“, sagt er. „Das kam auf dem ersten Album zwar auch vor, aber da gab es eine gute Dosis mehr an Schwere. Ich bin aber überzeugt, dass man das Glückliche nicht authentisch ausdrücken kann, wenn man nicht vorher den Tauchgang in das Tieftraurige gemacht hat.“
Als Songwriter von Werckmeister legt Howald viel Wert auf die Texte, die er auf „Maruschka“ viel konkreter als beim Debüt gestaltet hat: „Früher dachte ich, ich muss irgendwelchen französischen Literaten aus dem vorigen Jahrhundert gerecht werden. Das war jetzt immer noch so, aber es waren andere: Ich habe in den letzten Jahren Anaïs Nin und Jean Genet gelesen. Die haben mich gelehrt, direkt zu sprechen.“
Wichtig ist ihm auch, dass seine Texte die Hörer genauso verzaubern wie vor den Kopf stoßen – so wie es alle Literaten und Songwriter machen, die er bewundert.
„Meine Texte sollen ein Rundumschlag sein. Sie müssen austeilen und sich etwas trauen. Wenn man spürt, dass dahinter ein gutes Herz klopft, ist alles möglich. Ich finde es spannend, meine Trojanischen Pferde hinein zu schmuggeln.“
Ein Beispiel dafür ist der Song „Wenig bis Nichts“, der einen bissigen Text in einem lieblichen Gitarren-Arrangement verpackt. Andererseits kommt der Song „Die Datenbank“, in dem es um die Zukunft des Lebens mit der neuen Technologie, der Künstlichen Intelligenz (KI) geht, organisch durch den Äther.
„Ich habe das Gefühl, wir schauen gerade zu, wie mit KI eine neue Welt ihre ersten Schritte macht. Das macht mir totale Angst und ich bin da sehr pessimistisch. Ein Teil von mir sagt, das ist die letzte Katastrophe, die wir noch zünden können. Jetzt wäre noch Zeit, gewisse ethische Schranken und Leitlinien in die KI einzuschreiben, aber das macht keiner, weil wir uns darüber nicht einig sind. Und wenn KI – wie manche vermuten – ihr Eigenleben entwickelt, wird sie das Chaos abbilden, das es gibt, seit es die Menschheit gibt: Gegeneinander und Dissonanz. Und das ist schon sehr bedrohlich.“
TIPP
Das Album-Release-Konzert findet am 20. Oktober in Radiokulturhaus in Wien statt.
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