Deutscher Buchpreis: Chancen für Österreich

Deutscher Buchpreis: Chancen für Österreich
Drei aus Österreich haben heuer Chancen auf jenen Preis, der in Frankfurt vergeben wird und dem Buch des Siegers eine hohe Auflage garantiert.

Clemens J. Setz wird im November 30 und ist nun kein Wunderkind mehr.

Nur noch ein Wunder.

Es ist folglich keine Überraschung, dass der Grazer zu den 20 für den Deutschen Buchpreis Nominierten gehört.

Schon 2009 zog er mit "Frequenzen" ins Finale ein; und 2011 holte er für "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" den Preis der Leipziger Buchmesse.

Heuer hat er "Indigo" zu bieten. Der Roman erscheint erst am 5. September.

Bittet man Setz um einen Satz, damit die KURIER-Leser erfahren, was auf sie zukommt, sagt er:

"In ,Indigo" geht es leider nicht genug um die berühmte Maus, die ein menschliches Ohr auf dem Rücken trug. Aber ich habe mein Bestes gegeben."

Krankmacher

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Man muss sich "rauswieseln". "Indigo" ist wie Kidnapping, man fährt und fährt und rätselt und hofft auf ein Ziel, um aussteigen zu dürfen. Aber daraus wird nichts.

Es geht übrigens auch nicht – nur – um einen aufgespießten Wurm und um den Sonnenschein, der im Herbst Bartstoppeln trägt.

Schon eher um einen Mathelehrer, der einem Tierquäler die Haut abzieht.

Und viel eher um Kinder, die krank machen und weggesperrt werden. Die Esoterik kennt den Begriff "Indigo-Kinder" – damit ist der "Neue Menschen" (mit blauer Aura) gemeint, der schon wissend auf die Welt kommt.

Überraschung

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Germán Kratochwil erzählt konventioneller. Seine Familie wanderte nach dem Krieg nach Argentinien aus, wo er Soziologie studierte.

Kratochwil ist 73.

In seinem Debütroman "Scherbengericht" feiert eine ausgewanderte Wienerin auf einem Tiroler Gutshof in Patagonien ihren 90. Geburtstag, Sohn und Enkerl reisen an. Bis es zum Fest kommt, ist man von den vielen Geschichten und Namen sternhagelvoll. Hitler und Lady Di und der Südtiroler Wastl und Waggerl und Radio Habana.

Aber Kratochwil hat ohne Zweifel etwas zu erzählen; und kann es auch. Er wirft nur leider nichts weg sozusagen.

Parkbank

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Milena Michiko Flašar, 31, ist eine kleine Überraschung. "Ich nannte ihn Krawatte" geht in die fünfte Auflage. Längst wurde dieses Kammerspiel im KURIER gelobt.

Bittet man sie um eine Wortspende, direkt an die Leser, fasst sie zusammen:

"Das Buch erzählt die Geschichte einer Begegnung. Zwei Außenseiter, der eine jung, der andere alt, begegnen einander im Raum ihrer Erinnerungen und sprechen einander ,frei". Was sie verbindet, ist ihr Versagen und die Unmöglichkeit einer Wiedergutmachung, aber auch die Hoffnung auf einen Neuanfang. Zu erwarten sind Momente der stillen Einsicht und des Innehaltens. Momente, in denen man selbst auch neben den Protagonisten auf einer Parkbank in Tokio sitzt und mit fühlenden Ohren ihrem Lachen lauscht. In solchen Momenten dehnt sich die Zeit, macht Raum für einen weiteren Blick auf sich und die anderen. Nicht weg-, sondern hinzuschauen. Das Buch handelt letztlich viel weniger von Schuld als von Verantwortung. "

Die deutsche Konkurrenz ist enorm: Bodo Kirchhoff, Olga Grjasnowa, Sten Nadolny, Ursula Krechel ... Am 12. September wird aus der "Longlist" die "Shortlist" mit den sechs Finalisten. Am 8. Oktober wird in Frankfurt der Gewinner bekannt gegeben. Das Siegerbuch ist spätestens dann ein Bestseller; und wer es geschrieben hat, bekommt 25.000 Euro.

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