Design-Künstler Dominik Schubert hat Erfolg mit sozialkritischen Illustrationen
Die Stephanskirche, Sigmund Freud, die Sachertorte und eine Sisi, die als Kaiserin dargestellt ist und dem vor ihr sitzenden, in ein Kleid gehüllten „Franzl“ gönnerhaft die Hand auf die Schulter legt. All das hat der Tiroler Grafik-Künstler Dominik Schubert in seiner Kollage „Little Big Austria“ eingereicht, als Swatch dazu aufrief, Designs für das im Rahmen der Expo gestartete „Swatch X You“-Projekt zur Gestaltung individueller, länderspezifischer Uhren abzugeben.
Schubert gewann damit die Österreich-Ausscheidung und so kann man sich ab 1. April ein Monat lang mit der Design-Fläche des 35-Jährigen seine ganz persönliche Österreich-Uhr gestalten - einfach indem man sich online den Ausschnitt aus Schuberts Kollage aussucht, der auf die Uhr gedruckt werden soll.
„Mein Ziel mit dem Bild war, ausgewählte Highlights der österreichischen Kultur einzufangen und sie bestmöglich, aber gleichzeitig aus einer satirischen Perspektive darzustellen“, erklärt Schubert, der seine künstlerischen Werke unter dem Pseudonym ASIT (Acid mit dem S von Schubert) veröffentlicht. „Um das zu kreieren, habe ich eine Kollage aus Österreichs berühmtesten historischen Figuren, architektonischen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten und nationalen Symbolen geschaffen.“
Immer wieder eingefahrene Rollenbilder, Klischees und Vorurteile in Frage zu stellen, ist dem Sohn des Hard-Rock-Gitarristen und No-Bros-Gründers Klaus Schubert auch in anderen Projekten ein Anliegen. Zum Beispiel in der Serie „Diver-Asit-Y“, die Fratzen in unterschiedlichsten Formen und Farben zeigt.
„Ich habe alle mit dem Stift aus dem Kopf heraus gezeichnet“, erzählt Schubert im KURIER-Interview. „Weil sie so verschieden ausgesehen haben, wollte ich damit etwas zum Thema Diversität machen. Denn man hat heute so einen medialen Druck, wie man auszusehen hat, was man mögen muss und wie man sein muss. Deshalb verliert man sich in einem Wettlauf darum, wie man für andere sein muss und vergisst total auf sich selbst. Und darauf, dass es viel schöner ist, wenn man sich so mag wie man ist. Jeder Mensch hat das Recht sich schön zu fühlen und ist das auf seine eigene Art.“
Gezeichnet hat Schubert schon als Kind viel und gerne. Die Gitarren vom Papa haben ihn weniger interessiert. „Er hat mir bei der Geburt eine Minigitarre gekauft und viel später dann auch ein, zwei Griffe gezeigt. Aber weil ich die nicht schnell gut beherrscht habe, war das Thema erledigt.“
Nach der Schule studierte Schubert Junior aber erst in Innsbruck Architektur. „Das war das einzige Kreativ-Studium, das es in Innsbruck gab. Ich war grafisch immer schon ein bisschen experimenteller unterwegs und nicht an klassischem Kommunikationsdesign interessiert. Die Ausbildungsstätten dafür in Innsbruck sind zwar nett, aber in Bezug auf Kreativität nicht auf dem gewünschten Level.“
Während des Studiums entwarf Schubert erste T-Shirt-Kollektionen und startete sein Streetwear-Label. Den Bachelor machte er, den Master nicht mehr. Da wurde das Architekturstudium nämlich noch technischer, und er entschloss sich, lieber in einer Werbeagentur Erfahrung zu sammeln. Er war dann im Bereich Event-Branding tätig, entwarf auch die Cover für die Alben vom Papa und bekam 2018 den ersten Auftrag von Swatch.
Nach einem Zwischenstopp in Berlin lebt und arbeitet er jetzt in Wien. Weil er gerne verschiedenste Techniken ausprobiert, hat er für die Serie „Young Romans“ Ölkreide-Porträts von Menschen, die er liebt, angefertigt. Und in „Dare To Be Colourful“ hat er Künstlern und Idolen wie David Bowie und Falco ein Denkmal gesetzt.
„Ich bin ein Fan von Persönlichkeiten, die zwischen den Linien fahren, ihrer Zeit voraus sind und gesellschaftlich und politisch einen großen Beitrag zu unserem Sein leisten. Diese Porträts sind meine experimentellsten Arbeiten. Dafür habe ich bekannte Images dieser Leute genommen, sie auf dem iPad nachillustriert, jede Linie in eine Fläche transferiert und diesen Flächen Farben zugeordnet, die mir passend erschienen.“
Das jüngste Projekt von Schubert ist das Magazin „MONTHS“. Dafür hat er Fotos mit Karikaturen und Illustrationen übermalt und sie so zusammengefasst, dass man die Fotos alleine genauso anschauen kann, wie mit den Karikaturen, die sich auf durchsichtigem Papier darüber legen lassen.
„Ich habe mir zum vorigen Geburtstag eine Analogkamera gekauft und immer bei mir gehabt. Ich habe damit aber nicht wie mit dem Handy dauernd draufgedrückt, sondern einzelne Momente festgehalten, die mir wichtig erschienen. Ich finde das ist ein viel emotionalerer Zugang. Mit dem Handy drückt man so lange drauf, bis man den perfekten Shot hat. Mit der analogen Kamera aber macht man ein Foto und weiß nicht, ob das etwas geworden ist. Dann schenkt man sich diese Wartezeit bis der Film voll ist und man ihn zum Entwickeln geben kann, die Vorfreude auf das, was da alles drauf ist, und wie es geworden ist. Ich schaue mir diese Fotos dann auch viel genauer an und spüre sie viel mehr.“
Nach ein paar entwickelten Filmen, kristallisierten sich einige schöne Foto-Serien heraus, und zusammen mit einem befreundeten Fotografen Christian Reister aus Berlin entwarf Schubert das Magazin.
Auch dabei sind die Illustrationen oft satirisch und sozialkritisch, binden Dinosaurier genauso ein, wie Ex-Kanzler Kurz oder österreichische Ikonen wie Falco und die Band Bilderbuch, die Schubert liebt.
Beziehen kann man „MONTHS“ über Dominik Schuberts Plattform www.thegreatcreativeshark.com oder den Instagram-Account @_asit9_
Die individuelle Austro-Swatch kann man auf www.swatch.com gestalten und bestellen.
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