Der Untergang der "Struma" in Briefen
Die beklagenswerte Geschichte vom schrottreifen Flüchtlingsschiff "Struma" geht so unter die Haut, dass ein Sachbuch genügt. Oder es müsste ein Dichter sein, der (neue) Worte dafür findet.
Der Wiener Andreas Pittler ist da offensichtlich anderer Meinung, er bewegt sich mit "Das Totenschiff" allerdings in Nähe eines Sachbuchs. Er lässt den einzigen Überlebenden David Stoliar, er starb 2014 in den USA, Briefe an die Mutter schreiben ... die er nicht abschickt, weil er nicht weiß, wo Mutter ist.
(In Auschwitz war sie, ermordet wurde sie.)
Der Briefroman hat den Vorteil, dass Pittler, Autor der historischen Krimis um den jüdischen Kommissar Bronstein sowie einer Kreisky-Biografie, nicht auftrumpfen muss. Der Briefeschreiber war ja kein Schriftsteller. Nur ein 19-Jähriger, der 1942 mit 781 anderen Juden überleben wollte: Die Briten ließen das Schiff nicht nach Palästina, die Sowjets versenkten es irrtümlich.
Andreas Pittler:
„Das Totenschiff“
Mandelbaum Verlag.
168 Seiten.
19,90 Euro.
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