Der Schatz, den man massieren muss

Schriftsteller John Fante
"1933 war ein schlimmes Jahr": John Fante wird wiederentdeckt, hoffentlich.

Als die Muskeln in seinem linken Arm, er ist Linkshänder, zuckten, da sprach er – zu seinem Arm:

"Immer mit der Ruhe, mein Schatz."

Es handelt sich nicht um einen Affen aus dem Fitnessstudio. Sondern um Dominic Molise. 17 ist er, Schüler, und er wohnt in einer Kleinstadt in Colorado an der Ostseite der Rocky Mountains.

Der Titel "1933 war ein schlimmes Jahr" verrät, wann der Roman spielt. Amerika leidet an den Folgen der Wirtschaftskrise

Dominic hat schiefe Zähne und schiefe Beine, er hat Dumbo-Ohren, er ist sehr klein, er ist nicht besonders sympathisch – und man wird sich in ihn verlieben. Wie geht denn so was?

Erstens: Weil John Fante (1909 - 1983) ein großer Autor war. Er verdiente Geld als Drehbuchschreiber in Hollywood, selten nahm er sich Zeit für einen kurzen Roman. Sein bekanntester ist "Ask the Dust" (= Ich – Arturo Bandini). Einige Manuskripte wurden erst nach seinem Tod 1983 veröffentlicht.

Kein Maurer

Zweitens: Weil wir, ohne jemandem nahetreten zu wollen, auch gern "schöner" wären und mehr erreichen würden.

Dominics Vater ist ein aus Italien stammender arbeitsloser Maurer. Sein größter Besitz ist eine alte Betonmischmaschine, um die 50 Dollar wert. Für den Vater scheint trotzdem logisch: Der Sohn wird ebenfalls Maurer.

Aber Dominic hat etwas, das ihm Hoffnung macht: Er hat Den Arm, groß geschrieben, es ist Der Arm, den er ständig mit Massageöl einschmiert. Der Arm soll ihm zum besten Pitcher Amerikas machen. Pitcher sind die Werfer beim Baseball. Dominic beherrscht den unberechenbaren Slider-Wurf.

Bloß: Woher nimmt man 50 Dollar, um mit dem Bus zu den Chicago Cubs fahren zu können? Dort würde Dominic zum Trainer "Guten Tag", sagen, "ich bin da, und Der Arm ist auch da" ...

Es passiert nicht viel bei John Fante. Und man ist sehr nah dran, wenn nicht viel passiert. Und es passiert alles in diesem Buch. Mehr gibt es nicht für uns Verlierer.

John Fante:
„1933 war ein schlimmes Jahr“
Übersetzt von Alex Capus.
Blumenbar Verlag. 144 Seiten. 16,50 Euro.

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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