Der Kreislauf des Begehrens

Schnitzlers "Reigen" in der Scala: Martina Dähne, Florian Graf
Kritik: Arthur Schnitzlers Reigen überzeugt unter der Regie von Peter M. Preissler.

Im Wiener Scala-Theater dreht sich das Begehren rundum und bewirkt eine Vermischung fast aller Gesellschaftsschichten der Habsburgermonarchie: Von der Dirne und dem Soldaten bis zum "süßen Mädel" und dem Dichter oder dem Herrn Grafen und der Schauspielerin erleben wir ein buntes Panorama im Zeichen der Libido. Zugleich ermöglicht das Werk einen zeitlosen Blick auf die Fallstricke der Lust.

Die von Hausherr Bruno Max entworfene Bühne wird durch ein rotes Plüschlager dominiert, das bei Bedarf in Drehbewegung versetzt werden kann. Alle Akteure, die gerade nicht gebraucht werden, nehmen während der Vorführung außerhalb des Spielfelds Platz. Auf diese Weise sind sie jederzeit abrufbereit und verpassen garantiert kein Stichwort, um sich erneut ins erotische Getümmel und zwischen die Laken zu stürzen. Aber sie bleiben auch sonst nicht untätig, denn sobald das jeweilige Paar im rotierenden Bett intime Momente erlebt, stimmen sie kurze Gstanzeln an.

Mondän

Komödiantische Glanzleistungen bieten vor allem Florian Graf als "Der junge Herr" und Martina Dähne als "Die Ehefrau"; Claudia Waldherr ist ein wirklich (zucker)süßes Mädel und Christina Saginth überzeugt als mondän-blasierte Schauspielerin. Insgesamt beweist jeder der zehn Reigen-Teilnehmer viel Gefühl für feinste Sprachnuancen.

Einen Mann aus dem Publikum hat die Inszenierung beim Schlussapplaus sogar zu "Juhu"-Rufen hingerissen.

Als ergänzende Veranstaltung findet in der Scala am 4. Mai eine szenische Lesung unter dem Titel "Saustück – Der Reigen-Skandal" statt.

KURIER-Wertung:

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