Der Michelangelo des Teilzeitgeists: Künstler Yoshitomo Nara in Wien

Der Michelangelo des Teilzeitgeists: Künstler Yoshitomo Nara in Wien
Der Japaner, der in der Albertina Modern ausstellt, verbindet die Widerständigkeit der 1990er mit dem Rückzugsbedarf von heute

Eigentlich sei er ja nur zu zwanzig Prozent Künstler, sagt Yoshitomo Nara. Und er wundere sich, dass er überhaupt als solcher Erfolg haben konnte. Eigentlich wolle er nämlich vor allem reisen.

Tatsächlich wirkt der Japaner, der beim Treffen mit dem KURIER ein T-Shirt mit der Aufschrift „Daytime Work Needed“ („Tagesbeschäftigung gesucht“) trägt, ein bisschen wie zufällig in die Albertina Modern gestolpert. Dass seine Zeichnungen – oft auf alten Kartons, Briefumschlägen oder losen Zetteln ausgeführt – in dem für seine Grafiksammlung weltberühmten Museum ausgestellt sind, scheint ihn zu erstaunen. Doch es ist wohl auch Koketterie in seinem Auftreten.

Denn Nara – mit seinem Turnschuh-und-Kapperl-Outfit ganz der Hipster, mit 63 Jahren aber schon nah am Pensionsalter – ist ein Star, er kann sich Tagesfreizeit leisten. Ausstellungen in Australien und den USA trugen seinen Status, den er in seiner Heimat längst besitzt, zuletzt in neue Weltgegenden; der Rekordpreis für eines seiner Gemälde, 2019 in Hongkong erzielt, lag bei 25 Millionen US-$ (22,5 Mio. Euro).

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