Einer breiten Öffentlichkeit war der gelernte Zahntechniker aus Hessen bis zuletzt unbekannt – anders als Buch- stehen Spieleautoren bis heute hinter ihrem Werk zurück –, mit seinem Spiel aber hat er Generationen geprägt.
Bis heute hat sich Catan in mehr als 40 Ländern der Welt zig Millionen Male verkauft, aus gut sortierten Spielesammlungen ist es nicht wegzudenken. Auch wer es nicht sein Eigen nennt, kommt an Catan kaum vorbei – sei es beim Spieleabend mit Freunden oder im Familienkreis.
Die wahre Bedeutung des modernen Klassikers geht aber weit darüber hinaus: Teuber hat mit Catan die Branche nicht nur geprägt, sondern revolutioniert, oder: ihr ein neues, anderes Leben eingehaucht.
Ohne Catan, da stimmen auch Ludologen – also Spielewissenschafter – zu, wäre die Art, wie wir heute spielen, wohl eine andere. „Richtungsweisend“ nennt es der deutsche Ludologe Jens Junge. „Es hat die Welt der komplexeren Brettspiele eröffnet und zeigt, dass sich diese auch für Erwachsene eignen.“
Worum es im Spiel geht, sei nicht verschwiegen: Die Spieler entdecken und besiedeln die fiktive Insel Catan. (Sie gehört übrigens zum alten Atlantis und liegt im Gebiet der Azoren, das wissen wir heute aus Catan-Romanen, die rund um das Spiel publiziert wurden.) Auf der Insel müssen Rohstoffe gesammelt und getauscht werden, mit denen Straßen, Siedlungen und Städte erbaut werden. Dafür gibt es Siegpunkte.
So weit, so einfach. Klar, aus heutiger Sicht wirken Spielmechanik und Spiellogik, die Teuber erdacht hat, fast simpel. Sie waren damals Innovationen und gelten als stilbildend. Bis heute wirken sie in anderen Strategiespielen fort. Tatsächlich war Catan die erste Aufbausimulation, die einem breiten Spielerpublikum vorgesetzt wurde.
Mit seinem kooperativen Element – wer keine Rohstoffe mit den anderen tauscht, wird heillos verlieren – war Catan seiner Zeit weit voraus. Diese Form der Interaktion zwischen Spielern war zuvor nicht üblich. (Den Trend der rein kooperativen Spiele, bei denen alle gemeinsam quasi gegen das Spiel antreten, gibt es überhaupt erst seit einigen Jahren.)
„Mir sind Gewalt und Zerstörung zuwider“
Für Teuber war das Kooperative zentral: „Mir sind Gewalt und Zerstörung zuwider“, meinte er unlängst im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Sein Spiel verstand er stets als Plädoyer für Zusammenarbeit – und gegen Unterdrückung, Versklavung, Benachteiligung und Krieg.
Ebenfalls neu damals: ein modulares Spielfeld, bei dem die Insel aus sechseckigen Plättchen immer anders erschaffen wird. Die Möglichkeit, zu variieren, sorgt für einen höheren Wiederspielwert. Heute ein zentrales Element im Spieledesign.
Spin-offs und Bücher
Kein Wunder, dass Catan nicht nur mit Preisen überhäuft wurde – darunter der Spiele-Oscar, das „Spiel des Jahres“ –, sondern auch bei der Vermarktung neue Wege beschritt: Es war der erste große Spieletitel, zu dem Erweiterungen, eigenständige Spin-offs, Junior-Editionen, Computerspiele und Bücher publiziert wurden. Catan erzählt eine Geschichte, es existiert in einem eigenen, kleinen Universum. Eigene Weltmeisterschaften werden ausgetragen. (Teuber trat einst sogar selbst an.)
Für Kosmos gleicht das Spiel bis heute einer Lizenz zum Gelddrucken.
Kaum zu glauben, dass Teuber (der schon zuvor preisgekrönte Titel wie Adel verpflichtet geschaffen hatte) zufällig zu Kosmos kam. Und zwar nur, weil ihm kein anderer die Spielidee abnehmen wollte. Zwei Verlage hatten abgelehnt oder massive inhaltliche Änderungen gefordert.
Im Jahr 1995 wurde Catan schließlich publiziert, kurz darauf verkaufte Teuber das Dentallabor des Vaters, schloss einen Exklusivvertrag über seine Autorenschaft mit Kosmos (auch das ein Novum) und widmete sich gänzlich dem Spielen. Mit seinen Söhnen führte er bis zum Schluss die Catan GmbH. Für ihn, der erst spät zum Spielen fand, letztendlich ein Lebenstraum: „Das Gefühl, etwas zu schaffen, habe ich erst beim Spielemachen gehabt.“
Die Jury des gewichtigen US-Spielepreises „Origin“ hob Teuber als einen von wenigen Europäern 2004 in die „Hall of Fame“. Beim französischen „As D’Or“ wurde er für sein Lebenswerk geehrt.
Bis Sommer wollte er den letzten Teil der Catan-Buchtrilogie vollenden. Die Zeit sollte nicht mehr reichen. Der König von Catan ist tot.
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