„Der Henker“ von Maria Lazar : Einmal Speiben, einmal Spucken

Dringende Bedürfnisse eines Delinquenten: Itay Tiran als Mörder, Hans Dieter Knebel als Staatsanwalt, Tilman Tuppy als Kerkermeister und Gunther Eckes als Priester.
Regisseurin Mateja Koležnik bläst den Einakter „Der Henker“ im Akademietheater inhaltsleer abendfüllend auf

Robert Musil, Autor des Jahrhundertromans „Der Mann ohne Eigenschaften“, war auch Theaterkritiker – und er ist nicht der schlechteste Gewährsmann. Er meinte, dass dem Einakter „Der Henker“, 1921 in Wien vom legendären Regisseur G. W. Pabst uraufgeführt, „der Kopf schon vor der Hinrichtung“ fehle.

Burgtheater-Chef Martin Kušej befand die expressionistische, mit romantischen Vorstellungen verquickte Etüde dennoch einer Neuinszenierung wert. Schließlich stammt die Szenenfolge, die eigentlich „Der Mörder“ heißen müsste, von Maria Lazar, einer aus dem assimilierten jüdischen Großbürgertum stammenden, ziemlich querköpfigen Autorin, die erst vor wenigen Jahren über ihren autobiografischen Debütroman „Die Vergiftung“ wiederentdeckt wurde. Sie hatte 1933, nach der Machtübergabe an Adolf Hitler in Deutschland, Wien verlassen und war über Dänemark nach Stockholm ins Exil gegangen.

Die Lebensgeschichte der unbeirrbaren und Jahrzehnte vergessenen Maria Lazar, die ab 1930 unter dem nordisch klingenden Pseudonym Esther Grenen schrieb, sollte trotzdem nicht der Grund sein, ein unerhebliches Stück, basierend auf einem etwas verqueren Gedankenkonstrukt, auf die Bühne des Akademietheaters zu wuchten. Denn die Kritik von Musil, im Programmheft prominent und sozusagen proaktiv auf Seite 3 abgedruckt, stimmt.

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