Der Heldenplatz als Platz der Demokratie

Haus der Zukunft und Haus der Geschichte: Blick von den Büropavillons als Ausweichquartier für die Zeit des Parlamentsumbaus am Heldenplatz auf die Neue Burg
Haus der Geschichte: Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Nartionalbibliothek, bestellt dieser Tage die Leitung.

Das Landesmuseum in St. Pölten wurde umbenannt – in Museum Niederösterreich. Denn die Kunst hatte sich gegen die Erlebnislandschaft Naturgeschichte nicht zu behaupten vermocht. Erwin Pröll ließ daher über attraktivere Inhalte für das Gebäude mit der sogenannten Shedhalle nachdenken – und kam auf ein Haus der Geschichte.

Die Bundesregierungen debattierten nur über ein solches; der Landeshauptmann hingegen ordnete eines an. So kommt die Kunst nach Krems, und am 10. September wird das Haus der Geschichte eröffnet – mit einer Dauerausstellung, in der man einen tschechoslowakischen Wachturm bestaunen können wird, und der ersten Sonderausstellung "Die umkämpfte Republik".

Kleiner und ohne Sonderschau soll mehr als ein Jahr später auch das umkämpfte Haus der Geschichte (der Republik) als Abteilung der Nationalbibliothek eröffnet werden – in der Neuen Burg am Heldenplatz. Wer es leiten wird, will ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger dieser Tage bekannt geben. Als Kandidaten genannt wurden u. a. Werner Hanak vom Jüdischen Museum Wien und Niko Wahl, ein freier Historiker und Ausstellungsmacher. Die Kommission soll aber Otto Hochreiter auf Platz 1 gereiht haben – zusammen mit Monika Sommer.

Hochreiter war u. a. Berater von Ex-SPÖ-Kunstminister Rudolf Scholten. 1999 wurde Thomas Drozda, gegenwärtig SPÖ-Kulturminister, zum Geschäftsführer des Burgtheaters bestellt – und Hochreiter zum Vizedirektor der Volksoper. Seit 2005 leitet der Tiroler erfolgreich das Stadtmuseum in Graz.

Die Ausschreibung sieht aber vor, dass bei gleicher Qualifikation die Frau vorzuziehen sei. So gesehen müsste Rachinger eigentlich die Historikerin Sommer bestellen. Die Linzerin, 1974 geboren, war Kuratorin am Wien Museum und Assistentin des ehemaligen Direktors Wolfgang Kos. Zusammen mit Heidemarie Uhl realisierte sie letztes Jahr am Heldenplatz die Ausstellung "41 Tage" über die Verdichtung der Gewalt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs.

Doch nicht nur das Haus der Geschichte, auch jenes der Zukunft wird konkreter. ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer hatte es eingefordert – für seine Zustimmung zum Haus der Geschichte, das Drozdas Vorgänger Josef Ostermayer umgesetzt wissen wollte. Bisher war das Haus der Zukunft nicht viel mehr als eine Hülle; aber nun arbeitet angeblich der Soziologe und Philosoph Harald Katzmair an einem Konzept. Es dürfte im März vorliegen.

Als Standort schwebt Mahrer der Heldenplatz vor – ungefähr dort, wo jetzt die Containerburg für die Parlamentsmitarbeiter errichtet wird. An eine Realisierung kann also erst nach 2020 gedacht werden. Dann steht eine gröbere Neugestaltung des Heldenplatzes an. Und dann wäre auch der Zeitpunkt für eine Umbenennung gekommen. Der Kurator und Publizist Martin Fritz, nun Rektor der Merz Akademie in Stuttgart, plädierte für "Platz der Republik". Der Zeitgeschichtler Oliver Rathkolb geht einen Schritt weiter: Da sowohl das Haus der Geschichte als auch jenes der Zukunft die Demokratie ins Zentrum stellen, wäre es richtig, den Heldenplatz in "Platz der Demokratie" umzubenennen. Klingt gut. Falls wir dann noch eine Demokratie haben.

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