"Der Geizige" und seine geldgeilen Kinder

"Der Geizige" und seine geldgeilen Kinder
Musiker und Autor PeterLicht hat fürs Schauspielhaus Wien Molières Komödienklassiker "Der Geizige" übermalt: Eine amüsante Neudichtung.

Klaustrophobiker kaufen sich für diesen Theaterabend besser keine Karte. Der schmale Streifen drehbarer Wohnkulisse, den sich Peter Baur als Bühnenbild für die PeterLicht-Premiere "Der Geizige. Ein Familiengemälde nach Molière" am Schauspielhaus Wien einfallen hat lassen, lädt geradezu zum Atemnotstand ein.

Zwei Stunden sieht man einer Hand voll Schauspieler dabei zu, wie sie auf diesem engsten Raum über einander, über Küchenkastln, eine Couch, sogar eine Hängelampe klettern. Dem anderen aus dem Weg zu gehen, ist schlicht unmöglich. Und Programm.

Musiker und Autor PeterLicht hat Molières Komödienklassiker übermalt. Das Ergebnis ist eine amüsante Neudichtung, der das Original nur noch als Folie dient. In der aber dank Bastian Krafts Regie alle Tricks aus der Boulevardklamottenkiste hervorgezaubert werden. An eine Sitcom dachte PeterLicht beim Schreiben, an jenes TV-Format, vor dem es kein Entrinnen gibt, in dem auch nie jemand den Schauplatz des Geschehens verlässt.

Böse Wichte

"Der Geizige" und seine geldgeilen Kinder

Neu ist: Nicht mehr Geizhals Harpagon, dargestellt von Johannes Zeiler, ist der eigentliche Bösewicht. Er will nur zusammenhalten, was ihm gehört. Er hat kein Interesse die "Reinheit" des Geldes zu beschmutzen, indem er es für "wertlose" Ware eintauscht.

Die konsumgeilen Kinder, Cléante (pupertär pampig: Vincent Glander) und Elise (Veronika Glatzner als Klischee-Blondie), aber wollen den Lohn der Arbeit ihres Vaters einkassieren. Schließlich gibt’s ja so viele Statussymbole zu kaufen.

Damit die einen nicht kriegen, was der andere nicht hergeben will, muss viel aneinander vorbei und beiseite geredet werden. Da wird Sprache zum Slapstick.

Highlight der Inszenierung ist ein nur als Worthülsen bestehender Nicht-Dialog zwischen Harpagon und Sohn. Ihre Schwäche liegt in langen Monologen. Jede Figur hat einen, um über Wegwerfgesellschaft bis Plastikphobie ("Weichmacher vom Gehirn bis zu den Genitalien") zu philosophieren. Das dauert ...

Fahrt nimmt die Sache auf, sobald Max Mayer (ein Grimassen schneidender Valère) das Sagen hat. Er verschafft Clèante die Kohle, macht ihn zum Afrika-Patenkind für Papa. Frech ist das, wird vom Publikum aber fröhlich aufgenommen.

KURIER-Wertung: **** von *****

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Interview

Kommentare