Der Engel trägt Prada
besetzt
Über Geld spricht man nicht, man hat es.
Zumindest, wenn man Miuccia Prada heißt. Sie ist Chefin, Mitinhaberin und Kreativkopf des Mailänder Modeimperiums, Enkelin des Gründers Mario Prada und Tochter der späteren Chefin Luisia Bianchi, und wird am Sonntag 66 Jahre alt. Tags zuvor macht sie sich selbst und der kunstinteressierten Öffentlichkeit ein Geschenk: Sie öffnet die Pforten zum neuen Mailänder Prestigegelände der Fondazione Prada – dem zweiten (und bedeutend größeren) Ort für ihre Kunstsammlung nach dem Palazzo Ca’ Corner della Regina in Venedig.
Kunstbrennerei
Südlich des Mailänder Stadtzentrums, an einer ziemlich hässlichen Straße namens Largo Isarco, hat die Fondazione Prada vor Jahren das Gelände einer aufgelassenen Spirituosenfabrik gekauft. Der niederländische Stararchitekt Rem Koolhaas ließ sieben Gebäude stehen und nützte deren industriellen Charme. Dazu errichtete er drei weitere beeindruckende Solitäre, darunter einen in Gold gehaltenen Turm.
Der Eintrittspreis beträgt 10 Euro. Über die Baukosten schweigt man im Konzern, der zuletzt einen Jahresumsatz von 3,55 Milliarden machte (der Gewinn sank um 28 % auf 450 Millionen).
Bilder von der neuen Prada Foundation
Kunstlaufsteg
Es gibt kein Logo über dem Gelände und auch keine unmittelbare Verknüpfung zwischen der Modekollektion und der von Miuccia Prada und ihrem Mann seit Jahrzehnten gesammelten Kunst. Der Hintergedanke der schon von Kind auf kulturbegeisterten Miuccia war die Erweiterung des Kunstbegriffes auf alle Formen des Diskurses, bis hin zur Philosophie. Der neue Sitz der Fondazione erscheint als eine Art Gesamtkunstwerk.
Dieser Teil ermöglicht Einblicke aus verschiedensten Perspektiven, von unterschiedlichen Niveaus aus und lässt allein schon bezüglich der Präsentation klassische Kunsttempel alt aussehen.
In einem anderen Komplex wird man mit Installationen, etwa von Damien Hirst (Gynäkologenstuhl im Aquarium mit lebenden Fischen) oder Thomas Demand, konfrontiert. In einer riesigen Halle setzen sich Künstler wie Walter de Maria oder Sarah Lucas mit Autos auseinander.
In zwei Seitentrakten sind Teile der eigenen Sammlung ausgestellt, großteils Werke ab 1950, von der Arte Povera bis zu Gerhard Richter, von Yves Klein bis Roy Lichtenstein. Die Auswahl ist überzeugend und protzt nicht mit der eigenen Wichtigkeit.
Dazu gibt es ein Kino, in dem eine eigens für Prada gestaltete Doku über Roman Polanski und seine Film-Ikonen läuft, mit einer Retrospektive all dieser Werke. Was der Prado für alte Meister, ist Prada zumindest im Ansatz für Zeitgenossen.
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