Kunst ohne Kalkül
Die starke Präsenz der persönlichen Leidenschaft bei fast vollkommener Abwesenheit von Kalkül definiert die Sammlung, aber auch das Programm des Museums Angerlehner – eines der wenigen Privatmuseen Österreichs, die abseits urbaner Zentren niedrigschwellige Vermittlung von Kunst betreiben.
Keine Ausstellung bei Angerlehner setzte bisher auf in Fachkreisen oder am Markt „angesagte“ oder beim Publikum offensichtlich zugkräftige Namen. Stattdessen richtete das Museum Persönlichkeiten wie Jürgen Messensee oder Franz Grabmayr Einzelausstellungen aus, die man anderswo nicht sah. Künstler und Künstlerinnen, die groß Karriere machten, fanden jung Eingang in Angerlehners Sammlung – und auch solche, die No-Names blieben.
„Es war immer was dabei für alle Leute“, sagt Angerlehner mit Blick auf eine Wand voller Ausstellungsplakate und sein Handy, auf dem er unzählige Fotos von vergangenen Events gespeichert hat. Er erweckt dabei den Eindruck, dass ein außergewöhnliches Kunstwerk ihm eben so viel Freude bereitet wie der Anblick einer Besucherin, die in einem Workshop im museumseigenen Atelier gerade selbst ein Bild gemalt hat. Mitmachangebote für Schulklassen, aber auch für Erwachsene sind eine tragende Säule des Programms.
Besucherorientiert
„Die wichtigste Anerkennung ist die, wenn viele Besucher kommen“, sagt Angerlehner. Wie viele es pro Jahr sind, sagt er nicht – in Wien, erklärt er, wären es wohl sechsstellige Zahlen. Nicht zuletzt dank zahlreicher Veranstaltungen hat sich das Museum in der Region gut etabliert. Die Anbindung an den Fremdenverkehr des Salzkammerguts lief aber nicht so, wie es sich der Sammler anfangs vorgestellt hatte.
Vor zehn Jahren war Angerlehner auch eine gewisse Verunsicherung anzumerken gewesen, wie seine Gründung wohl aufgenommen werden würde. „Es gibt hier im oberösterreichischen Zentralraum viele reiche Leute“, erzählt er. „Die fahren lieber wo hin, kaufen was und verstecken das im Keller oder am Dachboden, wo sie nur selbst den Zutritt haben – dass nur ja keiner weiß, wie viel sie besitzen. Ich wollte sagen: Es darf jeder wissen und sehen, was ich habe. Ich habe alles mit versteuertem Geld bezahlt – das war mir immer wichtig.“
Zu Wohlstand gelangt war Angerlehner durch die Gründung, Spezialisierung und Internationalisierung der FMT, einer Firmengruppe im Sektor Industriemontagen. Zur Bauzeit des Museums hatte er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und war schon einige Jahre im Ruhestand, 2015 wurde die FMT von der Grazer Christof-Gruppe übernommen.
Blick in die Zukunft
Den Museumsbetrieb finanziert Angerlehner nach wie vor zum größten Teil aus eigener Tasche. Ein Freundesverein und Einnahmen aus Vermietungen tragen nur einen kleinen Teil des Budgets bei.
„So gesehen ist es schon meine Sorge, wie es langfristig weitergeht“, sagt Angerlehner, der betont, dass das Museum – mit zehn Angestellten (drei davon Vollzeit) sowie einer Ausstellungspolitik, die weitgehend ohne teure Transporte und Versicherungen von Leihgaben auskommt, „sehr schlank aufgestellt“ sei. Einen adäquaten Träger suche er, wobei er offenlässt, ob ihm dabei Private oder doch die öffentliche Hand vorschweben. „Ich war der Meinung, zum 80. Geburtstag kann ich dann sagen: So geht’s jetzt weiter“, erklärt Angerlehner. „Doch Corona, die Energiekrise, der Ukrainekrieg – all das spielt eine Rolle. Manche Leute sind sehr verunsichert und zurückhaltend geworden.“
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