Depeche-Mode-Konzert - dokumentiert aus der Sicht von Fans
„Depeche Mode sind eine Kultband. Deshalb haben ihre Fans das Gefühl, Mitglieder in einem großen Club oder Teil einer großen Familie zu sein. Und deshalb sind Depeche-Konzerte speziell.“
Aus diesem Grund hat sich Fotograf und Regisseur Anton Corbijn, der seit 1981 mit Depeche Mode zusammenarbeitet, für seinen jüngsten Konzertfilm über das Trio etwas Spezielles einfallen lassen: Er verbindet die bewegenden Geschichten von sechs Fans, die aus Ländern wie der Mongolei, Kolumbien und Rumänien zu den Abschlusskonzerten der „Global Spirit“-Tour im Juni 2018 in die Berliner Waldbühne kamen, mit Szenen der Show und Highlights wie den Live-Aufnahmen von Hits wie „Enjoy The Silence“ und „Personal Jesus“.
Im November 2019 hatte „Spirits In The Forest“ in über 3000 ausgesuchten Kinos in fast 80 Ländern vor mehr als 220.000 Zuschauern Premiere und spielte damit mehr als vier Millionen Dollar ein. Diesen Freitag erscheint der Film als DVD – in einem Paket mit „Live Spirits“, dem Film des kompletten Konzertes, und dem „Soundtrack“ der Waldbühne-Show auf zwei CDs.
Die magische Wirkung von Depeche-Mode-Konzerten auf ihre Fans erklärt sich Corbijn mit den Inhalten der Songs, aber auch mit dem Verhalten der Bandmitglieder in der Öffentlichkeit: „Die Texte handeln vom Tod, von Sex, von Religion und dem Leben“, erklärte er der britischen Musikplattform NME. „Das scheint vielen Leuten in schwierigen Situationen Halt zu geben. Außerdem ist Dave Gahan ein herausragender Frontmann. Deshalb wächst ihre Fanschar immer noch. Auf dieser Tour haben sie in denselben Stadien wie U2 gespielt. Aber anders als U2 geben sie nur wenige Interviews und sind nie auf den roten Teppichen der Welt zu sehen. Sie lassen ausschließlich ihre Musik sprechen. Und das schweißt die Fans, die sich intensiv damit beschäftigen, so nah zusammen.“
Corbijns Doku beleuchtet aber nicht nur die Hingabe der Fans, sondern auch die positive Macht, die die Musik von Depeche Mode hat, indem er die Fans erzählen lässt, welche Songs sie in welchen Lebens-Situationen unterstützt haben.
Beeindruckend ist die Geschichte der Krebspatientin Elisabeth Dwyer, die während Chemo-Therapie und Bestrahlungen die Songs der Band gehört hat und entgegen der Prognose der Ärzte überlebt hat.
Zutiefst berührend ist die Geschichte der Französin Carine Puzenat. Sie hatte mit 25 einen schweren Unfall und einen kompletten Gedächtnisverlust. Sie musste neu sprechen lernen und erkannte niemanden aus ihrer Familie mehr, nicht einmal die Eltern. Die brachten ihr Fotos und Gegenstände aus ihrem Leben. Aber ausschließlich die Songs, Fotos und Plattencover von Depeche Mode konnten Erinnerungen an das Davor wachrufen.
Ausgesucht wurden die Protagonisten der Doku von Depeche Mode selbst. „Viele Fans schreiben der Band, was sie so sehr an ihr lieben und auch warum“, erklärt Corbijn. „Sie haben all diese Briefe und Einsendungen durchgeschaut und daraus die rausgesucht, die sie featuren wollten. Fünf davon waren schon oft auf Konzerten gewesen. Nur für Indra aus der Mongolei war Berlin die erste Chance dazu.“
Corbijn fotografierte Depeche Mode das erste Mal 1981, lehnte zwei weitere Sessions aber ab, weil ihm der damalige Sound zu poppig war. Erst als er 1986 ein Video drehen sollte, sagte er wieder zu.
„Dann machte ich noch ein Video und noch eines“, sagt Corbijn. „So ist das natürlich gewachsen und ich bin draufgekommen, dass ihr Sound und meine Visionen sehr gut zusammen passen. Dann habe ich auch die Live-Fotos gemacht und später das Bühnen- und Show-Design. Da ist viel unveröffentlichtes Material über Depeche Mode zusammengekommen, das ich jetzt in einem Buch zusammenfasse.“
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