Den höchsten russischen Orden für Andreas Babler!

Ein Schreibtisch mit Aktenordnern, einem Stempel, einer Kaffeetasse und abgelehnten Dokumenten, über dem ein Paragraphenzeichen an einem Spinnenfaden hängt.
Österreich zeichnet einen pro-rusisschen Dirigenten aus. Sollte es dafür nicht auch Liebesgrüße aus Moskau geben?

Sehr geehrtes Kulturamt!

Wenn ich richtig informiert, wird der Dirigent Teodor Currentzis den höchsten österreichischen Kulturorden, das „Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst“, erhalten – mit Segen von Kulturminister Andreas Babler. Ich finde das gut, weil ich die Konzerte von Currentzis sehr mag. Daher fordere ich Sie, werte Mitarbeiter des Kulturamtes, auf, sich im Gegenzug bei Ihren Kollegen in Moskau dafür einzusetzen, dass Babler den höchsten russischen Orden erhält. Das werden Sie ja wohl hinkriegen.

Mit freundlichen Grüßen, W. P.

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Sehr geehrter W. P.,

vielen Dank für Ihr Schreiben und für Ihre Forderung, die wir – wie alle Anträge – sorgfältig archivieren werden (Geschäftszahl 23/2025). Unsere Kommunikationskanäle Richtung Moskau sind jedoch gerade etwas verstopft, weshalb wir Ihr Ansinnen zumindest vorerst ablehnen müssen. Wir halten es aber nicht für ausgeschlossen, dass Russland selbst auf diese Idee kommt, weil der Minister mit seiner Unterschrift unter den Antrag der Kurie (von dort kommt das eigentliche Ansinnen für die Auszeichnung) den Russen tatsächlich Gutes tut.

Wir kennen uns im Moskauer Ordenswesen seit 1955 nicht mehr so gut aus, wissen aber immerhin, dass die höchste russische Auszeichnung der „Orden des heiligen Andreas des Erstberufenen“ ist, was also zu Babler schon einmal passen würde. Dabei war er parteiintern eigentlich nur der Zweitberufene, bis jemand draufgekommen ist, dass man sich zu Ungunsten von Hans Peter Doskozil verzählt hat. Zum Glück ist das in Linz und nicht in Moskau passiert.

Was nun Teodor Currentzis betrifft, können wir Ihr Wohlwollen gegenüber seiner musikalischen Tätigkeit durchaus nachvollziehen. Auch manchen Mitarbeitern unseres Amtes hat er schon herausragende künstlerische Erlebnisse beschert.

Dass er jedoch, in seinem durchaus apostolischen und auch missionarischen Habitus, ein Wladimir-Putin-Protegé zu sein scheint, von Russland finanziert wurde, die Staatsbürgerschaft der Russischen Föderation angenommen hat, zum Krieg gegen die Ukraine schweigt oder schlechtestenfalls Relativierendes sagt, sollte mit der höchsten österreichischen Kulturauszeichnung inkompatibel sein. Mit dieser Verleihung setzt Österreich nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein pro-russisches Statement. Dass die vorschlagende Kurie das nicht wusste, ist ausgeschlossen. Dass es der durchwinkende Babler nicht wusste, ist möglich. Ein russischer Dankesorden wäre gebührend.

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