Höchste Ehrung Österreichs für russischen Dirigenten Currentzis empört
Während Europa darum ringt, eingefrorenes, russisches Vermögen als Darlehen für die Ukraine freizugeben, plant Österreich, den griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis die höchste Kulturauszeichnung des Landes zu vergeben. Der KURIER berichtete als Erster darüber.
Der Vorschlag kommt von der "Kurie für Kunst", unterzeichnen musste den Antrag Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SPÖ). Abschließend entscheidet Bundespräsident Alexander Van der Bellen über die Verleihung des "Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst". Die Zustimmung des Bundespräsidenten ist normalerweise nur Formsache.
Schon 2023 hatte die Kurie Currentzis vorgeschlagen. Damals hatte der Architekt Wolf D. Prix den Vorsitz, Chef des österreichischen Architekturbüros Coop Himmelb(l)au, das mit der Planung von Kulturbauten in Sewastopol und Kemerowo und eines Sport- und Event-Komplexes in Sankt Petersburg in die Kritik geriet.
Currentzis leitet das St. Petersburger Orchester MusicAeterna, das unter anderem von den russischen Staatsfirmen Gazprom und der VTB-Bank finanziert wird. Beide stehen auf der europäischen Sanktionsliste. Dem Doppelstaatsbürger wird seit Kriegsbeginn wiederholt vorgeworfen, sich nicht vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg zu distanzieren. Gegenüber dem deutschen Spiegel hat Currentzis kürzlich die "mangelnde Redefreiheit in Europa" kritisiert, und meinte, "Es gibt nicht mal mehr die Freiheit zu schweigen!". Im Vorjahr wurde er von den Wiener Festwochen ausgeladen.
Heftige Kritik
Heftige Kritik an der geplanten Auszeichnung für Currentzis kommt auch vom ukrainischen Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets: "Ich ersuche sehr höflich, dass die Verantwortlichen im österreichischen Staat sehr, sehr akkurat und ordentlich diese Entscheidung treffen", so der Botschafter im ORF.
Der Standard zitiert einen offenen Brief des pro-ukrainischen Vereins Mrija in einem offenen Brief an Babler: Die Entscheidung würde "einen erheblichen Reputationsschaden für Österreich und seine höchste Auszeichnung bedeuten".
Der Neos-Europaparlamentarier und ehemalige KURIER-Chefredakteur Helmut Brandstätter kritisiert: "Ich finde das unfassbar. Ich ersuche Herrn Babler, sich im Detail mit Putins Krieg in der Ukraine zu befassen. Von Anfang an zerstörte Putin nicht nur Häuser und Kindergärten, sondern auch Unis und Bibliotheken. Alles was an ukrainische Kultur erinnert, will er vernichten. Solange sich Currentzis davon nicht distanziert, hat er in Österreich und in unserer Kulturlandschaft nichts verloren", so Brandstätter zum KURIER.
Das Branchenmagazin BackstageClassical zitiert das Büro von Andreas Babler: "Dass Currentzis es vorzieht zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu schweigen, ist bedauerlich, aber kein Kriterium. Er ist Dirigent und kein Politiker. Cancel Culture – insbesondere aufgrund von Schweigen und unterstellten politischen Positionen – halten wir nicht für sinnvoll."
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