Babler segnet Österreichs höchste Weihen für Currentzis ab

Currentzis reifte in Perm mit russischem Geld zum Stardirigenten und schweigt zu Putin.
Das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ist die höchste Auszeichnung, die von der Republik vergeben wird – und stellt die größte Wertschätzung dar. Es wird nur an Personen verliehen, „die sich durch besonders hochstehende schöpferische Leistungen auf dem Gebiete der Wissenschaft oder der Kunst allgemeine Anerkennung und einen hervorragenden Namen erworben haben“.
Dieses Ehrenzeichen dürfen maximal 36 österreichische Staatsbürger (je 18 auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Kunst) und 36 Ausländer besitzen, die zugleich je eine Kurie für Wissenschaft und für Kunst bilden und aus denen heraus die Träger gewählt werden. Das Ehrenzeichen wird also über Vorschlag der jeweiligen Kurie verliehen. Die zuständigen Minister haben aber die Vorschläge abzusegnen, die Verleihung erfolgt durch den Bundespräsidenten.
Letzte Woche war es wieder so weit: Alexander Van der Bellen zeichnete gleich neun Wissenschafter aus. In der Kurie für Kunst sitzen nun auch der luzid formulierende Publizist Franz Schuh – und die tschechische Bildhauerin Magdalena Jetelová. Doch damit hat es sich nicht: Nach Beginn des Angriffskriegs von Wladimir Putin auf die Ukraine schlug die Kurie vor, den griechischen Dirigenten Teodor Currentzis auszuzeichnen.
Van der Bellen leitete den Antrag weiter – an Werner Kogler, der als Vizekanzler auch für die Kultur zuständig war. Dort lag dieser fortan gut in einer Schublade. Dem Vernehmen nach hatte der Grün-Politiker kein gesteigertes Interesse, einem Künstler die höchsten Weihen der Republik angedeihen zu lassen, der im fernen Perm mit viel Geld von russischen Gönnern zum Spitzendirigenten reifte – und beharrlich zu Putin schwieg. Er würde, sagte Currentzis, ohnedies mit seiner Kunst sprechen. Doch weiterhin ist er in Russland aktiv.
Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, engagierte ihn dennoch: Currentzis dirigierte auch heuer. Aber der Wiener Konzerthaus-Chef Matthias Naske zog schweren Herzens die Konsequenzen: Es lässt den Dirigenten nicht auftreten. „Wir werden so lange warten, bis die Konstellation hoffentlich zugunsten der Ukraine wieder eine bessere ist“, sagte er 2024.
Andreas Babler (SPÖ), der neue Kulturminister, sieht die Sache allerdings anders als Werner Kogler. Sein Büro bestätigt auf Anfrage Ihres Tratschpartners: „Vonseiten des Kunst- und Kulturministeriums sollen der Autor Wiktor Wladimirowitsch Jerofejew und der Dirigent Teodor Currentzis das Österreichische Ehrenzeichen bekommen. Die entsprechenden Akte sind von unserer Seite erledigt und unterfertigt, die Endabzeichnung erfolgt durch den Herrn Bundespräsidenten. Darauf warten wir aktuell.“
Die Wahl von Jerofejew ist durchaus nachvollziehbar: Der Schriftsteller hatte sich bereits 2009 kritisch zu Putin geäußert – und 2022, nach Beginn des Krieges, floh er mit seiner Familie aus Russland. Man würde noch ähnlich namhafte Dissidenten finden, darunter den Regisseur Kirill Semjonowitsch Serebrennikow. Warum also Currentzis? Der Journalist Axel Brüggemann, der wiederholt gegen den Dirigenten wetterte, wird ziemlich sicher seine Feder spitzen.
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